Kulturpolitik für München (5): Was sich Alexeij Sagerer wünscht
Alle Parteien im Rathaus versprechen in ihren Wahlprogrammen den Status von München als Kulturstadt zu
bewahren. Doch genügt das? Welche Kulturpolitik brauchen wir in den nächsten sechs Jahren? Die SZ
veranstaltet hierzu eine Podiumsdiskussion am Montag, 11. Februar (20 Uhr im SV-Forum, Eingang Färbergraben).
Vorab bitten wir Persönlichkeiten aus der Kulturszene um ihre Einschätzung der Lage. Alexeij Sagerer
ist Theaterregisseur und Gründer des Münchner Prozessionstheaters proT. (SZ)
Warum nicht auch noch ein "Performance Art Center". Inzwischen ist die Möblierung der Stadt mit
Institutionen so weit fortgeschritten, dass eine weitere auch nicht mehr gross schaden kann.
Irgendwann, früher hatte man mit den Kulturpolitikern darüber gesprochen, dass das Verhältnis zwischen
Institutionen und Künstlern in Schieflage gerät, wenn vor allem im Theater immer mehr Institutionen
mit immer mehr Geld ausgestattet werden. Besonders vor Wahlen wurde einem gerne recht gegeben.
Danach wurden weitere Institutionen aufgebaut. Die Künstler waren naiv und glaubten, es ginge um die
Stärkung der künstlerischen Prozesse.
Dabei geht es vielmehr um deren Kontrolle. Den Künstler ohne Institution ins Spiel zu bringen,
erscheint nicht berechenbar. Die Institutionen aber erwecken den Eindruck, als hätten sie alles im
Griff. Die aktuelle Kunst wird dabei marginalisiert und findet als Inhalt nicht statt. Stattdessen
schaffen die Institutionen und ihre Macher ein Klischee der aktuellen Kunst. Aber es sind eben zwei
gänzlich verschiedene Vorgänge: Während die Institutionen versuchen, auf einer Theaterebene ihren Apparat
aufzubauen, besiedelt der Künstler eine Ebene die eigentlich vor dem Theater liegt.
Die Politiker hätten es in der Hand, die Künstler selbst mit ihren Prozessen ins Spiel zu bringen
- quasi eine vierte Dimension zu öffnen und nicht eine weitere Institution. Aber sind sie daran
wirklich interessiert? Die SPD glaubt offensichtlich, dass der Blaue Reiter eine Initiative der
Kulturpolitik hätte gewesen sein können. Ausgerechnet die Grünen machen sich für eine weitere
Institution stark. Und die CSU will Privattheater künftig unabhängig von künstlerischen Kriterien
fördern.
Trotzdem: Es sind nicht die Institutionen zu verbessern, sondern die Souveränität der künstlerischen
Prozesse ausserhalb der Institutionen zu stärken. Wenn man denn etwas anderes wollte.
ALEXEIJ SAGERER
proT jetzt!
Aktuelle Meldungen letzte Bearbeitungen
proT auf YouTube: proTshortcuts
Inzwischen über 170.000 Views angeführt von den 4 FAVORITES mit je über 10.000 Aufrufen:
Tanz in die Lederhose: 25.799 Views, Vorfilm für Voressen: 17.392 Views,
Frau in Rot: 13.852 Views und Ottfried Fischer hustet Alexeij Sagerer: 10.165 Views.
(Stand 14.05.2024) und siehe auch Rote Wärmflasche tanzt auf Platz 5 mit überraschenden
8165 Aufrufen, Maiandacht mit 7742 Views, Erste Bierrede zur Kunst mit 5263 Views ...