Kinofilm
AUMÜHLE
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Aumühle
Filmklassiker von Alexeij Sagerer
35 mm – schwarz-weiß - 90 Min - 1973 - restauriert + digitalisiert 2016
Kamera: Heinrich Tichawsky
Musik: Jürgen v. Hündeberg, Chor + Orchester des proT
Produktion proT, 1973
Premiere 10. November 1973, Cinemonde im Citta 2000, München.
Premiere der digitalisierten Fassung 26. April 2017, Rio Filmpalast, München.
Aumühle - ein Film über Ungeheuerlichkeit
Über die Ungeheuerlichkeit Fürsteneck und des Bayerischen Waldes.
Über die Ungeheuerlichkeit der Behinderten Menschen.
Über die Ungeheuerlichkeit der Interviews mit dem Pfarrer und dem Heimleiter.
Über die Ungeheuerlichkeit der Handlung in der stillgelegten Zeche.
Und vor allem über die Ungeheuerlichkeit dieses Filmes und ihn mit einem Schwertstreich unverkäuflich zu machen.
Und damit über das Provokante künstlerischer Arbeit.
(Alexeij Sagerer, 2017)
Im Herbst 1969 geriet der niederbayerischer Weiler Aumühle national in die
Schlagzeilen. Hier sollte ein Heim für geistig behinderte Kinder und Jugendliche
eingerichtet werden. Unter den Bürgern der umliegenden Gemeinden regte sich
Protest, angeführt vom katholischen Pfarrer Georg Stettner. Befürchtet wurde, dass die
Behinderten das Geschäft mit dem neu erstarkten Tourismus beeinträchtigen. Als der
zuständige Arzt Dieter Loew und Heimleiter Georg Villain zusammen mit einigen
Kindern das neue Heim in Augenschein nehmen wollen, werden sie verjagt. Die Bürger
feiern diesen Erfolg, das Heim wird in Brand gesteckt, der Heimleiter kommt zur
Brandstelle und wird verprügelt. Die Presse steigt ein. Das gerichtliche Nachspiel zieht
sich hin, endet unentschieden, der Brandstifter bleibt unbekannt..
"In seinem Film Aumühle nähert sich Alexeij Sagerer nicht so sehr dieser
Gemengelage, sondern dem Ungeheuerlichen, das im Kern der Geschichte lauert, und
zwar auf drei Ebenen, die er geschickt miteinander verzahnt. Auf der ersten Ebene
lässt er erst Pfarrer Stetter, dann Heimleiter Villain den Vorfall schildern; auf der
zweiten rückt er nicht kommentierte Szenen aus einem Behindertenheim ins Licht.
Während die erste und zweite Ebene dokumentarischen Charakter haben, entwickelt
die dritte eine Spielhandlung. In einem durch Kulissen markierten Dorf zeigt sich eine
archaisch stilisierte Bauernwelt."
Für diese Spielebene hielten sich das proT-Ensemble ein halbes Jahr lang in einer
ehemaligen Braunkohlegrube bei Schwandorf auf. "Mit Material, das sie vorfanden, ließ
Sagerer ein Dorf errichten, kulissenartige Markierungen durch Holzfassaden,
Lattenzäune, Stangen, ein Rad. Gedreht wurde nur an Tagen ohne Sonne, damit das
Licht keine Schatten warf. So gewannen sie flache, unheimliche Bilder in Schwarzweiß.
Kameramann Heinrich Tichawsky folgte Sagerers Vorliebe für statische Einstellungen.
(...) Der Stamm des Ensembles bestand aus Schauspielerinnen und Schauspielern des
proT; außerdem wirkten Männer, Frauen und Kinder aus der ansässigen Bevölkerung
mit (...) In der Spielhandlung übertrug Sagerer das Ungeheuerliche, das Medien und
Öffentlichkeit im Fall Aumühle sahen, auf die Kunst. Im Vergleich zu den
dokumentarischen Ebenen wirkt die künstlerische offen bedrohlich, ehe sich die
Atmosphäre gewaltsam entlädt."
(Zitate aus: Ralph Hammerthaler: Alexeij Sagerer. liebe mich – wiederhole mich.
Künstlerische Biografie, Verlag Theater der Zeit, 2016)
Aumühle - Presse - ab 2017
Dunja Bialas, artechock, POINT OF VIEW, 20. April 2017
Alexeij Sagerer, Filmemacher
Aumühle
Premiere der digitalisierten Fassung 26.04.2017, Rio Filmpalast, München
Eva-Elisabeth Fischer, Süddeutsche Zeitung, 29./30. April/1. Mai 2017, Kultur
Sagerers Schlachtfest
Aumühle
Premiere der digitalisierten Fassung 26.04.2017, Rio Filmpalast, München
Aumühle - Presse - 1970-74
Der Tagesspiegel / Feuilleton, Berlin, 25.05.1974
(...) Der Film vermittelt einen Schock, der nachhaltig wirken kann, in seiner brutalen
Ästhetik und ursprünglichen Symbolik sei er allen Kinogängern empfohlen (...)
Der Abend, Berlin, 25.05.1974
(...) Ein äußert beeindruckender Außenseiter-Film – grauenvoll und poetisch zugleich.
tip – Magazin, Berlin, 17.05.1974
(...) aber wo bleibt da unsere "Avantgarde", Kluge, Schlöndorff, die Schamonis, oder
R.W. Fassbinder.... A. Sagerer hat einen Film gemacht, der sich sehen lassen kann
und keine Sehnsucht nach den eben genannten aufkommen lässt. (...) Ein ungemein
wichtiger informativer Film. (...)
Nürnberger Nachrichten, 26. November 1973
(...) So kommt es zu bestürzend fremdartigen Bildlandschaften, die zwar an Bunuel,
an indischen Film oder lateinamerikanisches Kino denken lassen, aber so noch nie
geschaffen wurden. (...) Beklemmend und irreal erscheinen dann Verhaltensweisen,
Abläufe, Tätigkeiten, wenn sie von den gewohnten Zwecken, den sanktionierten
Ritualen abgelöst sind und quasi für sich genommen werden. Sie gewinnen fast die
Intensität eines anderen „fremden“ Rituals. (...) Unwillkürlich und zwingend durchstößt
dieser Film den schönen Schein des geordneten, gesichteten Normalverhaltens und
legt zuckendes Fleisch bloß (...)
Grüner, Die Woche Regensburg, 17. September 1970
Rindviecher spielen mit
Aumühle
Premiere 10.11.1973, Cinemonde im Citta 2000, München
Anton Kenntemich, Nürnberger Nachrichten, 26. November 1973
Massives Unbehagen
Aumühle
Premiere 10.11.1973, Cinemonde im Citta 2000, München
L.L., Der Abend, Berlin, 25. Mai 1974
"Aumühle" im Notausgang
Aumühle
Premiere 10.11.1973, Cinemonde im Citta 2000, München
Screening 2017
Scharfrichter Kino, Passau
11./12./15. Nov. 2017
Screening 2017
RIO Filmpalast, München
Premiere der digitalisierten Fassung
26. April 2017
Screening 1973
Cinemonde im Citta 2000, München
Premiere
10. November 1973
proT auf YouTube: proTshortcuts
Inzwischen über 170.000 Views angeführt von den 4 FAVORITES mit je über 10.000 Aufrufen:
Tanz in die Lederhose: 25.799 Views, Vorfilm für Voressen: 17.392 Views,
Frau in Rot: 13.852 Views und Ottfried Fischer hustet Alexeij Sagerer: 10.165 Views.
(Stand 14.05.2024) und siehe auch Rote Wärmflasche tanzt auf Platz 5 mit überraschenden
8165 Aufrufen, Maiandacht mit 7742 Views, Erste Bierrede zur Kunst mit 5263 Views ...
proT auf Vimeo und ZENSUR
Am 24. Februar 2022 zensiert Vimeo die proT-Präsentationsseite: "Alexeij Sagerer auf Vimeo"
(264.520 Views, 1631 Likes).
Auf der "Alexeij Sagerer auf Vimeo"-Seite waren vor allem die proT-Produktionen des Unmittelbaren Films
sowie die Theaterdoku "Siegfrieds Tod" und der Kinofilm "Zahltag der Angst" präsentiert.
Diese proT-Filme sind alle nach wie vor hier auf der
proT-homepage-Seite
FILMPRODUKTIONEN
,
bzw. "Siegfrieds Tod" bei den
THEATERDOKUMENTATIONEN
zu erreichen.
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