Dieser Text ist auf Band gesprochen und kommt über Lautsprecher, während der Tiegerjäger
verkleidet als Unmittelbarer Theaterleiter um einen Tisch rennt, der auf einem Podest steht.
1. Das Theata, omei gei, des is a Sach. Hoffähig is woan und hoffähig wuis oiwei wida wean, ois wan man
ned gnua hoffäigs Theata hädn. Schdoad daß des Theata ofanga dad den Hof fährig zu macha. Da Bolidig
wiods nache renna und da Psychology woids noache renna und da Phylosophy woids noache renna, oiso hoid
an jeadn vo dem wos gmoand hoad ea kund woad bedeidn und übaoi woids sein Senf dazuagehm und am End woas
ganz voidrenzd und hoadse seiba goa nimma so gean oaschaugn woin und de andan woidns a boid nimma so
gean oaschaun, blos no a boa Hoffähige. Aba mia kenna ned unsa Zeid damit vadoa und üba des hoffähige
Theata jamman und des Zeid zum Nidarenna kemma uns east nemma wanns uns nimma rian lassn woin.
2. Ein Schauspieler muß trainieren, muß viel trainieren, damit er in Form bleibt, damit er was hergibt.
Wir spielen jetzt nur noch viermal in der Woche, weils kaum zum Aushalten ist. Die normalen Schauspieler
verplempern fast ihre ganze Zeit, damit's so ausschaun als wenn sie sich auskennen würden. Mir ist schon
die Glaubwürdigkeit, die man einfach so bekommt, verdächtig - aber nichts ist so verlogen, als wenn einer
ohne Stottern redt und so tut als wenn's jetzt grad von ihm käm. Wenn einem nichts mehr einfällt, dann muß
man viel trainieren, damit's niemand merkt und wenn man nicht mehr weiß wie man sich rühr'n soll, dann redt
man halt. Dann meinen die Leut wenigstens, daß man denkt, während sie einem beim Rühr'n gleich draufkommen,
wenn sich's ausg'rührt hat.
3. Wenn man aber tatsächlich denkt, dann muß man sich schon zusammenreißen, damit man sich auch traut. Die
ganze Arbeit an einem neuen Theaterstück des is ja sowieso nur ein Warten bis man sich zu denken traut,
dabei braucht man schon seine ganze Kraft, damit man nicht davonlauft. Und die ganze Arbeit muß man immer
wieder neu machen, weil's einem dazwischen immer wieder den ganzen Mut nehmen wollen. Mit dem Theater ist
es sowieso noch besonders blöd, weil wenn es nicht gemacht wird, dann ist es gleich nicht mehr da. Und
Rezepte, die nicht hinhaun, die woll ma auch nicht verkaffa. Wir sind überhaupt schlecht dran, weil wir
auch keine Witze machen, sondern ein Witz sind und nicht mal den könn'ma vakafffa , weils uns sonst nicht
mehr gibt. In einem konventionellen Theater da kannst machen was du willst, es wird immer wieder
konventionelles Theater, da gibt's keine Chance, da bist erledigt. Aber ein Rennfahrer, der muß die Hirner
durcheinanderschütteln, sonst hätt er gleich ein Lehrer werden können.
Alexeij Sagerer, 1977