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Die Form unseres Theaters ist ursprünglich, unmittelbar, strukturell, authentisch. Wir sind uns bewußt, Theater zu produzieren und zwar das einzige für uns hier ehrlicherweise mögliche. Dies bedeutet für uns, ein Theater zu machen ohne lügen zu brauchen und ohne die Produzenten durch Schemata zu entlasten. Wir lehnen nicht nur den "künstlerischen", "konservativen" Schematismus des literarischen, konventionellen, offiziellen und prächtig subventionierten Theaters ab, sondern auch den scheinbar progressiven Schematismus des revolutionär gemeinten politischen und pädagogischen Theaters ab. Wir glauben, daß beide Arten von Theater ein Begreifen (im komplexen Sinne des Wortes) unserer gesellschaftlichen Situation und damit der Situation unseres Theaters im Wege stehen, verschleiern, simplifizieren, reduzieren. Das Theater, das wir machen, ist so schwierig wie die Situation, in der es entsteht. Unsere Arbeit steht in Bezug auf die in dieser Gesellschaft herrschenden Spannungen und Bewußtseinsinhalte. Sie bedeutet ein dauerndes Begreifen und Verändern im Sinne von Weiterarbeiten. Dazu gehört auch ein dauerndes Angreifen, Auflösen von Erstarrtem, Unbeweglichem, das sich in den Weg stellt, verhindern will. Dies bedeutet für uns gleichzeitig ein dauerndes Bewußtmachen und Schärfen des Instrumentes Theater selbst. Die Situation Theater, die wir erzeugen, ist eine Situation, in der Bewußtsein erfahren werden kann. Aber wir glauben nicht, daß man jemanden zwingen kann, ein bestimmtes Bewußtsein zu erfahren. Man kann Menschen zu Gehorsam zwingen, wobei aber nichts Wesentliches verändert werden kann, höchstens eine gewisse Äußerlichkeit, die ohne Zwang nicht aufrecht zu erhalten ist. Deshalb sind wir auch gegenüber gewissen didaktischen Situationen, die unserer Meinung nach nur scheinbar schneller zu einem Ziel gelangen, skeptisch.