K:Ja, ich bin eine deutsche Frau und mit einem deutschen Mann verheiratet.
B:Ja, wieso? Ich bin auch eine deutsche Frau und auch mit einem deutschen Mann verheiratet.
K:Ich könnte mir gar nicht vorstellen, nicht mit einem deutschen Mann verheiratet zu sein,
höchstens noch mit einem Schweden oder Kanadier.
B:Mein Mann ist nicht nur Deutscher, er sieht auch deutsch aus und spricht ein tadelloses Deutsch
K:Ja, ich rede gerne über meinen Mann. Es macht mir nichts aus, über meinen Mann zu reden -
auch öffentlich, ja, gerade auch öffentlich.
B:Mein Mann steht ja auch in der Öffentlichkeit. Er ist eine öffentliche Person. Ja, gerade er steht
mitten in der Öffentlichkeit. Wenn mein Mann nicht mitten in der Öffentlichkeit stehen würde,
wäre er gar nicht mein Mann. Schon daran sieht man, dass er, ja ich kann es ruhig sagen, wirklich in der
Mitte der Öffentlichkeit steht.
K:Ich brauche darüber, dasss mein Mann der wichtigste Mann ist, eigentlich gar nicht zu reden. Weil jeder
der Bescheid weiss, weiss, dass mein Mann der wichtigste Mann ist - und nicht nur für mich.
B:Ich kann mir keine Frau vorstellen, die nicht meinen Mann als ihren Mann möchte, wenn sie ihn bekommen könnte.
K:Mein Mann ist heikel, ja, sicherlich er ist heikel. Er könnte jede Frau bekommen, aber er ist sehr sehr heikel.
Und auch meine Kinder sind sehr sehr heikel.
B:Meine Kinder sind vor allem mit sich selbst zusammen und auf keinen Fall sind sie mit jedem zusammen.
Sie wollen das gar nicht, ja, sie wollen das gar nicht.
K:Neben meinem Mann kann ich mir keinen anderen Mann vorstellen. Auch wenn ich einen Geliebten hätte,
müsste er wie mein Mann sein.
B:Mein Mann hatte zweimal hintereinander einen nationalen Traum. Er war beim bayerischen Ministerpräsidenten eingeladen,
der zu ihm sagte: sie sind ein grosser Komponist. Und dann war er sogar beim Bundespräsidenten eingeladen,
hatte aber keine Zeit.
K:Mein Mann ist auch sehr musikalisch. Er hat ein sehr empfindliches Ohr. Ein geradezu geschult empfindliches Ohr.
Er hört die feinsten Unterschiede und stört sich an jedem Missklang. Gerade auch wenn er mit einer Frau im Bett ist,
da hört er die feinsten Unterschiede. Und eine Frau, die falsch stöhnt, verletzt seine musikalischen Empfindungen.
B:Mit einer Frau, die hässlich stöhnt, könnte mein Mann gar nicht ins Bett gehen. Z.B. ein Stöhnen, das so klingt
"hing/hing/hing/hing" (tiefes, rauhes abgesetztes nasales Stöhnen) - das würde mein Mann gar nicht aushalten.
Er liebt nur ein zartes, luftiges, helles Stöhnen "Hihh, hihh, hihh" (offenes,
gehauchtes, nur leicht rhythmisches Stöhnen).
K:Nein, nein, nein, so ein hohes, dünnes blutarmes Stöhnen "hi/hi/hi/hi/hi"
(schrilles, hohes, hart gegeneinander abgesetztes Stöhnen)
wäre für meinen Mann unerträglich. So ein Stöhnen, dem jeden Augenblick die Luft ausgeht oder das in Hysterie umkippt
und in dünner Luft zersplittert, würde meinen Mann aus jedem Bett vertreiben. Mein Mann braucht einzig allein
ein volles, leidenschaftliches aber seelenvolles Stöhnen.
B:Oh was ist mein Mann für ein kultivierter Mann und wie würde er jeden fremden Klang an meinem Stöhnen verabscheuen,
wie würde er sich verlassen und alleingelassen vorkommen. Wie würde er sich von jedem fremden Klang abwenden und für
immer verschliessen.
K:Ja mein Mann sagt immer wieder zu mir: Du stöhnst wie eine deutsche Frau und das ist Musik für mich.
Und nie möchte er jemals diese Musik missen.
B:Mein Mann ist wahnsinnig eifersüchtig. Er könnte es nicht ertragen, wenn mich ein anderer Mann berühren würde,
auch wenn es ein Deutscher wäre, er würde ihn umbringen, ja sicherlich, er müsste ihn umbringen.
K:Wenn mein Mann umgebracht würde, würde ich ihn rächen. Weil ich liebe meinen Mann. Ich würde einen Ausländer
heiraten. Einen mächtigen ausländischen Milliardär oder von der Mafia oder aus dem Osten und würde mich rächen.
proT, Alexeij Sagerer, Dezember 1992