Parallel zur aktuellen Ausstellung der Monacensia im Hildebrandhaus
"Pop Punk Politik - Die 1980er Jahre in München" mit "Küssende Fernseher" (Alexeij Sagerer / proT,
1987, documenta 8)
präsentieren wir auf der proT-homepage eine Auswahl:
Das proT in den 80ern
Der lange Weg des Unmittelbaren Theaters, des Theaters des Aussen in seinem Prozess
durch die Jahrzehnte. Alles was wir hier machen, ist die Entwicklung der proT-homepage als eigenständiges Projekt
und die Vorbereitung der neuen proT-Produktion.
Durch die Auseinandersetzung mit dem "Tieger von Äschnapur Unendlich" und seinen "Vorwürfen" Münchner Volkstheater
und Zahltag der Angst wird die Produktion Küssende Fernseher vorstellbar und am 24. Dezember 1983
in München, Dachauerstraße 128, Halle 22 realisiert. Die Fernsehapparate werden zu lebenden Skulpturen.
1987 ist das proT mit Küssende Fernseher zur documenta 8 eingeladen.
Küssende Fernseher wird für die documenta vor Ort in Kassel neu hergestellt und am 10. Juli aufgeführt.
Küssende Fernseher 10.07.1987 documenta 8
10. Juli 1987, documenta 8, Kassel (YouTube 3:30 Minuten)
Küssende Fernseher von Alexeij Sagerer bei "Documenta Live - Technik und Medien".
Schwinger: Franz Lenniger und Werner Eckl, Technik: Alexeij Sagerer.
INGRID SEIDENFADEN, Abendzeitung, 27. Dezember 1983 Explosives Mattscheiben-Ballett DachauerStraße: Sagerers "Küssende Fernseher"
Im dunklen Ziegelwand-Schuppen an der Dachauer Straße, einem von der Bundeswehr
(zugunsten pflegeleichter Neubauten) verlassenen Stall, leuchtete fremd, kaltweis und wundersam das Licht von
einem runden Dutzend Schwarzweiß-Fernsehern. Am Heiligen Abend präsentierten Alexeij Sagerer und sein
proT-Ensemble ihr Medienspektakel "Küssende Fernseher".
(...)
Sagerer hat den TV-Alltag kunstvoll verfremdet, benutzt die Apparate als Akteure. Arm, weil sie nichts sind
ohne Fütterung, wundersam, wenn man sie nicht versteht. Berühren (küssen - welch altmodisches Wort)
können sie sich nur durch Menschenkraft. Und wenn sie sich richtig anfassen wollen - dann explodieren sie.
Gewalt ist im Spiel, furchtbare Energien: küssen unmöglich. Dies die metaphorische Pointe. Nach dem
Kunstknall war man erleichtert, bekannte Gesichter zu sehen, Menschen noch begrüßen zu können ...
1980 - Münchner Volkstheater
Vorwurf auf den Tieger von Äschnapur Unendlich UA: 17. Mai 1980, proT, Isabellastrasse 40, München.
Handlung mit zwei Akteuren und mindestens einem Videomonitor.
Die Handlung wird durch die Film-Ereignisse Münchner Volkstheater Einspielband gesteuert.
Handlungszeit Karfreitag null Uhr bis Ostersonntag.
Erste Theaterarbeit von Alexeij Sagerer mit Video.
Vom 23.-25. Oktober 1981 ist Münchner Volkstheater Teil der Ausstellung "Videoinstallationen Münchner Künstler"
in der Lothringer Straße 13.
Am 31. Mai 1985 ist Münchner Volkstheater Teil der Alexeij Sagerer Retrospektive beim 7. Internationalen Theaterfestival München. Von 1983 bis 1985 findet Münchner Volkstheater jeweils am Karfreitag an wechselnden Orten in München statt:
01. April 1983: Loft, Kirchenstrasse 15; 20. April 1984: Theaterhalle Dachauerstrasse 128;
05. April 1985: Kulturzentrum Gasteig, Blackbox.
Die Frau: Agathe Taffertshofer. Der Mann: Erhard Sonnengruber.
Videoschauspieler: Jürgen von Hündeberg, Brigitte Niklas, Alexeij Sagerer, Sophia Pherachthis Mariä Sagerer,
Erhard Sonnengruber, Agathe Taffertshofer. Videotechnik: Vips Vischer.
HELMUT SCHÖDEL, DIE ZEIT, 30. Mai 1980 Blick voraus ins Nichts. Schauspiel in München: Großes Theater an kleinen Theatern
(...) Ein Mann, der schulterlange blonde Haare hat, liegt mit nacktem Oberkörper neben einer Reporterin, wie ein
römischer Kaiser bei einem Gastmahl. Die Reporterin: "Alexeij, du willst einen Film machen?" Alexeij Sagerer, Chef
und Hauptdarsteller im Schwabinger Kellertheater proT, legt sich eine handvoll Tierhirn auf seinen Kopf und stottert
"An sich will ich an sich keinen Film machen an sich." Die Reporterin hartnäckig: "Einen utopischen Film?" Alexeij
resigniert: "Einen utopischen Film will ich an sich machen." Er sagt, an sich habe er die Frage erwartet, und reibt
sich frisches Hirn auf den Kopf: "Ich habe mich vorbereitet." (...)
Werner - zum Titelstreit "Münchner Volkstheater" Verehrtes Publikum!!!
in: BLATT 174, vom 20.06. bis 03.07.1980
1981 - Zahltag der Angst
Vorwurf auf den Tieger von Äschnapur Unendlich UA: 16. Oktober 1981, proT, Isabellastrasse 40, München. Zahltag der Angst ist komponiert aus Intensitäten. Kein Wort wird live gesprochen. Zahltag der Angst wird nach der Uraufführung am 16. Oktober 1981 im proT in der Isabellastrasse
in diesen Räumen noch über 70 mal gespielt.
1983 wird Zahltag der Angst ausgehend von den Abläufen
in der Isabellastraße für die proT-Halle neu hergestellt.
Vom 28. bis 30. Mai 1985 ist Zahltag der Angst mit drei Aufführungen Teil der Alexeij Sagerer Retrospektive beim 7.
Internationalen Theaterfestival München. Die Besetzung der einzelnen Produktionen von Zahltag der Angst bleibt über all die Jahre gleich:
Die Maharani (Cornelie Müller), Die Großmaharani (Brigitte Niklas), Die bezaubernde Prinzessin (Agathe Taffertshofer),
Der konventionelle Tiegerjäger (Alexeij Sagerer), Technik (Telse Wilhelms).
Film-Ereignisse Zahltag der Angst - Intensitäten entsteht während der Arbeit an der Theaterproduktion "Zahltag der
Angst - Vorwurf auf den Tieger von Äschnapur Unendlich". Es ist eine Komposition aus 51 Mini-Dramen von jeweils 31 Sekunden.
Zahltag der Angst konfrontiert die "Intensität" verschiedener szenischer
Bewegungen, Materialien und Inhalte miteinander: Personen, Gegenstände, Farben, Licht, Musik, Geräusche, Sprache, Texte,
Abläufe.
Von Juni 1982 bis März 1983 ist Zahltag der Angst - Intensitäten Teil der Videoausstellung
"Videokunst in Deutschland 1963 - 1982" (Ausstellungsorte: Kölnischer Kunstverein, Badischer Kunstverein Karlsruhe,
Kunsthalle Nürnberg, Städtische Galerie im Lenbachhaus München, Nationalgalerie Berlin).
Drei Frauen: Cornelie Müller, Brigitte Niklas, Agathe Taffertshofer. Eine Stimme: Telse Wilhelms. Interview:
Alexeij Sagerer mit Herrn Lazarowicz, dem Leiter des Theaterwissenschaftlichen Instituts der Ludwig-Maximilian-Universität
in München. Videotechnik: Vips Vischer. Ein Film von Alexeij Sagerer.
THOMAS THIERINGER, Süddeutsche Zeitung, 19. Oktober 1981 Mit nackter Haut "Zahltag der Angst" von Alexeij Sagerer im proT
(...) In "Zahltag der Angst" versetzt Sagerer die Zuschauer mit Urweltpaukenklängen und rasenden Lichtbändern mitten hinein
in den "Krieg der Sterne": Rüstungsträger trippeln durch den Raum, holde Wesen schweben mit Leuchtröhren vorbei, die Farben
jagen sich wie bei einer Lichtreise ans Ende der Dinge. Langsam entstehen dann "Bilder", kommen Figuren ins Spiel, indem
Sagerer - zuerst als Schlagzeuger im Rollstuhl von zwei Krankenschwestern in den Raum gebracht - wieder kräftig und mit
phantasievollem Ingrimm gegen die konventionellen Theaterphilosophien zu Felde zieht: indem er das professionelle
Theater-Abc verweigert, eben nicht Schauspieler einen vorgegebenen Text vor Zuschauern spielen lässt und trotzdem und gerade
nichts als Theater bietet - in wunderlich schönen Bildern. Etwa wenn Agathe Taffertshofer mit einem Kerzenleuchter
zu Maria Callas' zersprungen gesungener Bellini-Arie wie im Traum tanzt. Oder in sehr komischen Szenen, wenn Sagerer
selbst demonstriert, was Playback bedeutet. Kaugummikauend und mit seinen sehr langen Haaren im Kampf tritt er vors
Mikrophon, bekleidet nur mit einer Trachtenlederhose und einem Cassettenrecorder; den hält er ans Mikrophon, lauscht
kenntnisreich und mit Stolz den Klängen und gestaltet die Nummer mit erfühlten Placierungen des Recorders vor dem Mikrophon.
Ein Auftritt, der diesem Theaterdenker und Volksschauspieler wie "auf den Leib geschrieben" ist. Was das aber wirklich bedeutet,
das demonstriert er dann genüsslich an seiner Mannschaft auf nackter Haut.
Sagerer und sein proT haben sich weit abgesetzt von übrigen Münchner Theatern - auch vom FTM. Ganz auf sich allein gestellt,
zieht man in diesem kleinen Kellertheater gegen den Rest der Welt und fürchtet sich nicht.
1985 - 1987 - Letzte Tiegerspuren bringen Musik Musik
proT trifft Orff - wir gratulieren von Alexeij Sagerer entsteht zeitnah zu dem Musik-Comic
"Tödliche Liebe oder Eine zuviel" (Juli 1986) und zu "proT mit Satie" (Oktober 1985). Die gezielte
Auseinandersetzung mit bestehender Musik führt später (1992-98) zum "Nibelungen & Deutschland Projekt"
und Richard Wagner. Gleichzeitig ist die Kompositionsebene "Der Tieger von Äschnapur" (seit 1977) in
dieser Arbeit immer noch präsent: Carmina Burana trifft den Tieger von Äschnapur.
1985 - proT trifft Orff
- wir gratulieren
Carmina Burana trifft den Tieger von Äschnapur Black Box Kulturzentrum Gasteig, München, UA 10. Juli 1985. Mit 3 Orffizieren (Werner Eckl, Axel Kotonski, Werner Prökel), 4 d 'Orfftrotteln (Franz Lenniger, Cornelie Müller,
Brigitte Niklas, Alexeij Sagerer), 1 Schweinehirtin (Ulrike Stiefvater), 1 Liebespaar (Susanne Wehde, Bernhard Jugel)
und den 5 Schweinen: O Fortuna, Primo Vere, Uf dem Anger, In Taberna, Cour d 'Amor
Dreimal kratzt man sich am Kopf, haut sich noch mal auf denselben, doch der irre Traum ist wirklich: fünf entzückende Schweine
rüsseln, grunzen und schmatzen in der feinen Gasteig-Black-Box, sind in naturgemäßer Unschuld der Chor für eine unverschämt
rissige Gratulations-Cour zu Carl Orffs 90. Geburtstag. Das Multimediaspektakel von Alexeij Sagerer und seiner tierisch
erweiterten Crew heißt: "proT trifft Orff. Carmina burana trifft den Tieger von Äschnapur..." Die vom furchtlosen Kulturreferat
veranstaltete Show läuft täglich bis 16. Juli (21 Uhr). AZ, 12. Juli 1985, Feuilleton, Ingrid Seidenfaden
Der Theaterfilm proT trifft Orff entsteht aus dem Theaterprojekt proT trifft Orff - wir gratulieren
von Alexeij Sagerer,
aufgeführt 10.-16. Juli 1985 im Kulturzentrum Gasteig, Black Box, München.
Die Kamera blickt von aussen auf das Geschehen. Geschnitten wird aus dem Material von verschiedenen Aufführungen.
Mit Werner Eckl, Axel Kotonski, Werner Prökel, Franz Lenniger, Cornelie Müller, Brigitte Niklas, Alexeij Sagerer,
Ulrike Stiefvater, Bernhard Jugel, Susanne Wehde
und den 5 Schweinen O Fortuna, Primo Vere, Uf dem Anger, In Taberna, Cour d 'Amour.
Kamera: Fips Fischer. Schnitt: Alexeij Sagerer, Fips Fischer. Ein Film von Alexeij Sagerer.
1985 - proT mit Satie
Erik Satie, Pages Mystiques (1892-1895) mit Alexeij Sagerer, Endlostheater (1985).
proT-Halle, Schleißheimerstraße 418, München. Beginn 12. Oktober 1985, 18:00 Uhr -
Ende 13. Oktober 13:15 Uhr.
Das Publikum trifft auf einen theatralen Raum, bewegt sich in ihm, isst, trinkt, schläft,
hört zu, hört weg, hört nichts, verlässt den Raum, kommt wieder, unterhält sich, lauscht,
schaut zu, schaut woanders hin, sitzt, steht, ist da. Endlostheater (1985) von Alexeij Sagerer
mit den Pages Mystiques (1892-1895), Klaviermusik von Erik Satie: 1. Prière (1 mal),
2. Vexations (840 mal), 3. Harmonies (1 mal)
Brigitte Kohl in: August Everding (Hrsg.): Leuchtendes München, Paul Neff Verlag 1990
Freie Musiktheaterszene in München
Doch, auch wenn es fast unmöglich erscheint: Münchens Protagonisten gegen ein "domestiziertes,
abgepacktes Theater" gelingt es immer wieder, mit ihren Arbeiten an die Öffentlichkeit zu dringen.
Alexeij Sagerer und sein proT-Prozessionstheater gehören dazu. "Das Leben besteht zu
90 % aus Musik (und zu 95% aus Politik)", sagt er und entwirft eine konsequent querdenkerische,
interdisziplinäre Theaterform, die nicht so sehr das Genre Musiktheater meint, sondern das
Stilmittel Musik als Katalysator und Ausdrucksfaktor für ein eigenes, individuelles Kulturgefühl
verwendet. "proT mit Satie", ein 1985 in der damals noch existierenden proT-Halle konzipiertes
neunzehnstündiges Ritual, folgte dabei einem strengen, von Saties 840mal wiederholten "Vexations"
aus "Pages Mystique" bestimmten Zählsystem. Stumme Spiele, die dargebotenen Speisen, die Anzahl
der Zuschauerstühle, die jeweilige Spielzeit der sich abwechselnden vier Pianisten, alles
korrespondierte mit dem Rhythmus der Klaviersequenz und wurde für die Anwesenden
"ein wundersam befremdendes Ereignis, das die eingeübten Kunst-, Seh-, und Konsumgewohnheiten,
wohl auch eigene Rhythmen, aufweichte, sie verwandelte in eine ungemein lässige, von jedem selbst
zu bestimmende Sensibilität und Qualität der Wahrnehmungen" (AZ-Kritik). (...)
Die TheaterDoku proT mit Satie ist ein "kurzer Blick" auf das Theaterprojekt "proT mit Satie"
von Alexeij Sagerer in der proT-Halle, Schleißheimerstraße 418, München. Beginn 12. Oktober 18:00 Uhr 1985
- Ende 13. Oktober 13:15 Uhr 1985. Pianisten: Cornelie Müller, Barbara Koller, Peter Ludwig, Axel Kotonski. Reserve: Stefan Geene.
Endlostheater: Susanne Wehde, Brigitte Niklas, Franz Lenniger, Bernhard Jugel, Werner Prökel,
Hias Schaschko, Hansi Welsch. Reserve: Ulrike Stiefvater.
Speisen: Karin Traxler, Beate Kotonski, Gabi Rösing, Bunni Usleber, Christian Thielebein, Robert Bonigut.
Getränke: Imke Toksoez, Birgit Horn. Reserve: Susanne Stiefvater. Video: Vips Vischer.
Assistenz: Herbert Jugel. Einlass: Ulrike Stiefvater, Claudia Maurer, Reserve: Ursel Kosmolla.
SiebenSegmentAnzeigetafeln: Werner Prökel, Axel Kotonski. Klavierstimmer: Peter Winter.
Leitung: Alexeij Sagerer. TheaterDoku: Fips Fischer für proT.
1986 - Tödliche Liebe
Tödliche Liebe oder Eine zuviel - Comics I in Oper von Alexeij Sagerer DIE OPERNFESTSPIELE des minimal club im Innenhof des Münchner Stadtmuseums, St. Jakobs Platz 1,
03./07./12. Juli 1986
Die TheaterDoku Tödliche Liebe oder Eine zuviel ist die ungeschnittene Aufzeichnung der Aufführung von
Tödliche Liebe oder Eine zuviel - Comics I in Oper beim Festival "DIE OPERNFESTSPIELE" am 03. Juli 1986
im Innenhof des Münchner Stadtmuseums, St. Jakobs Platz 1.
Der Kamermann bewegt sich mit einer Kamera im Geschehen.
Mit GELB Der Begehrte (Verlobter der Verschmähten + der Beschützten): Max Hupfer
zwischen ORANGE Die Verschmähte (Tochter des Unbeschwerten): Imke Toksoez
und GRÜN Die Beschützte (Tochter des Gefürchteten): Göttin Gala.
Die Väter ROT Der Unbeschwerte (Vater der Verschmähten): Werner Eckl
und BLAU Der Gefürchtete (Vater der Beschützten): Werner Prökel im Clinch.
Der tödliche Ausgang ist vorprogammiert.
Das Orchester VIOLETT: Cornelie Müller (Saite), Hubert Jeromin (Schlag), Werner Aldinger und Ursula Beutler (Wind).
Kamera: Christoph Wirsing. Ein Film von Alexeij Sagerer
Manuel Brug, Süddeutsche Zeitung, 12./13. August 1989
Auf den Flügeln des Gesangs
(...) Alexeij Sagerer hat sich ein Grundprinzip der Oper sehr zu Herzen genommen:
Repetition und Variation. Deshalb wird hier nicht nur einmal geliebt und gestorben, sondern
zehnmal hintereinander - wie bei einer hängengebliebenen Platte. Das musikalische Drama - eine
einzige Wiederholung, auf den Flügeln des Gesangs hinaufgetragen in die dünnluftigen Regionen des
Absurden. Hier braucht keiner mehr Opernhäuser in die Luft zu sprengen, das destruiert sich von innen
heraus. Ein klingendes Inferno. Statt "Io t'amo" und "Son morto" heisst es ganz prosaisch: "Weisswurst
und Leberkäs". Nur der Herzenbrecher singt immer noch: "Du bist meine Königin." Schön war's,
laut war's, schrill war's. Alexeij Sagerer - der König der Operette von morgen?
7 Exorzismen
täglich wechselndes Theater von Alexeij Sagerer am gelben Haus proT-Halle, Schleißheimerstraße 418, München. 28. März - 03. April 1988 und Abriss der proT-Halle. April 1988 und Ende "Der Tieger von Äschnapur".
In der proT-Halle als gestalteter Theaterraum, der bereits Theater ist, finden 7 Stücke
Unmittelbaren Theaters statt. Theater in München zwischen Abbruch, Volkszählung, Korruption,
Pornographie, Feminismus, Blasphemie, Umweltschutz, Bürgerbeteiligung, Nachhaltigkeit,
Modewoche, Sozialarbeit und Immunschwäche. (AS 1988)
Mit Alexeij Sagerer und Sonja Breuer. Technik: Ossi H. Oswald. Speisen: Cornelie Müller.
Die TheaterDoku Rotes Auto in Gelbes Haus ist ein Ausschnitt aus der ungeschnittenen
Aufzeichnung der Aufführung Sieben Exorzismen - 7. Abend: Das Gelbe Haus
am 03. April 1988 in der proT-Halle, München, Schleißheimer Str. 418.
7 Exorzismen ist ein Theaterprojekt von Alexeij Sagerer mit Sonja Breuer, 28. März
bis 3. April 1988, mit täglich wechselndem Theater am Gelben Haus. Technik: Ossi H. Oswald.
Speisen: Cornelie Müller. Kamera: Werner Prökel.
Am ersten Tag schuf Alexeij Sagerer Himmel und Erde. Denn dunkel war es vorher in seinem Weltkreis,
nichts, gar nichts zu sehen in der Zappendüsternis der proT-Halle außer der glimmenden Zigarettenglut
eines Zuschauers. Doch dann plätscherte plötzlich Regen, dämmerten die Scheinwerfer. Schemenhaft zuerst,
dann immer deutlicher, dunkler, drohender, zeichnete sich ein hallenhohes Gerüst ab: der Theaterhimmel,
von dem der Regen tropfte, und die Lampen schienen. Und unten auf dem Bühnenboden stand eine einfache
Bretterhütte. Sie strahlte gelb, knallgelb.
So beginnt Theater: Ein Raum wird geschaffen. Sagerers "7 Exorzismen" für die Karwoche sind ein
Schöpfungsakt. Hier entsteht, da läßt der Theatermacher keinen Zweifel, ein Kunstwerk.
Ein Theaterraum
mit einer gelben Hütte unter plätscherndem Dauerregen: Das ist Sagerer genug für sieben Abende Spektakel.
Siebenmal entdecken Sagerer und seine Mitspielerin Sonja Breuer den Regen und die gelbe Hütte neu,
immer wieder mit denselben Theatermitteln, mit Video-Aufzeichnungen auf Monitorhaufen, mit den immer
ähnlichen, langsamen, reduzierten, ritualisierten Bewegungen. Und immer wieder finden sie Überraschendes,
Gesten, Blicke, Bilder. Die gelbe Hütte bekommt so Geheimnis, ist Rumpelkammer und Zauberkiste.
(...) Jan Bielicki, Süddeutsche Zeitung, 8. April 1988, Feuilleton
Nach den 7 Exorzismen im April 1988 erfolgt der Abriss der proT-Halle.
Die Dokumentation Abriss proT-Halle mit Musik entsteht aus dem für das proT auf Video8
gedrehten DokuMaterial vom Abriss der proT-Halle mit proT-Musik noch im selben Monat, also im April 1988.
Geige: Cornelie Müller. Kamera: Werner Prökel.
oh, oh Maiandacht ...
1986, 1987-1991 - UA Urform 07. Mai 1986, proT-Halle, München
1986 wird "oh, oh Maiandacht" (mit Alexeij Sagerer, Franz Lenniger und Cornelie Müller) für die
DIE VIER TAGE DES UNMITTELBAREN THEATERS produziert.
Von 1987 bis 1991 wird "oh, oh Maiandacht" fünf Jahre lang jeweils vom 01.-31. Mai täglich gespielt.
Zusammen mit der Aufführung der "Urform" von "oh, oh Maiandacht" tritt jeden Abend ein anderer Künstler
oder eine andere Künstlergruppe auf: Maler, Musiker, Bildhauer, Performer, Schriftsteller, Videokünstler,
Theatermacher .....
auf proT - Autor: Andreas Ammer (8:48 Min)
Maiandacht
- CAPRICCIO DAS KULTURMAGAZIN (BR) - proT, Mai 1991
Der Beitrag zeigt Ausschnitte aus der proT-Theaterproduktion oh, oh Maiandacht...
und aus einem Interview von Andreas Ammer mit Alexeij Sagerer, im Mai 1991.
Täglich wechselnde Gastkünstler bei "oh, oh Maiandacht" u a. Biermösl Blosn, Die Interpreten, FLATZ,
Sepp Bierbichler, Nikolaus Gerhart, Jörg Hube, Paul Fuchs, Werner Fritsch, Rotraut Fischer,
Verena Kraft, Kurt Petz, Roland Fischer, Paul Wühr, Vlado Kristl, Rudi Zapf, Peter Brötzmann,
Abbie Conant, Embryo, Toine Horvers, Sissy Perlinger, Valeri Scherstjanoi, Veronika von Quast,
Rolf Staeck, Sigfried Kaden, Rabe Perplexum, Billie Zöckler, Claus Biegert, Paul Lovens,
Günther Beelitz, Café Größenwahn, Andreas Ammer, Siegfried Hummel .....
1987 (proT-Halle): KAN-TI-SHAN (Vietnam), Imke Toksoez, Hubert Jeromin,
minimal club, Börni Rothschädl (Österreich), Max Hupfer, Fips Fischer,
Sarah Camp, Bernd W. Schmidt-Pfeil, Heiko Hermann, Biermösl Blosn,
Joseph Zehrer, Werner Aldinger, Hans Lechner, Joseph Gallus Rittenberg,
FLATZ-SYNDIKAT, Franz Dobler, Landshuter Moosindianer, Grace Yoon
(Korea), Horst Baur, Hias Schaschko, Mona Winter, Cornelia Melián, Sepp
Bierbichler, Barbara Hamann, King-Kong-Kunstkabinett, Nikolaus Gerhart,
ARTUR (Hamburg), Robyn Schulkowsky, Gerd Lohmeyer, Bernhard Jugel
1988 (Theaterhalle, Dachauerhallen): WELLKÜREN, Jörg Hube, Paul
Fuchs + Katharina Seyferth, Ellinor Lau + Jon Michael Winkler, Harald Greil,
Ulrike Trüstedt + Gabriele Herrmann + Therese Bop-Summer, Die Kritiker
(Michael Skasa, Wolfgang Hoebel, Ingrid Seidenfaden, Christoph Blase),
Hermann Kleinknecht, Martin Sperr,
Jim Meneses (USA), Biermösl Blosn, Pochende Herzen, Werner Fritsch,
Rotraut Fischer, Herbert Biller, HMR Praetorius + Karoline Balkhausen,
Verena Kraft + Kurt Petz, Roland Fischer, Hans-Jörg Schmidt, Nina
Hoffmann, Michel Marquardt, ARTUR (Hamburg), Thomas Tielsch
(Hamburg), Franziska Leube, Gottfried Düren + Hannelore Fisgus, Ossi H.
Oswald, Dietmar Diesner (DDR), E.X.I.L. 84 (Palermo), Stefan Baumgärtner,
Angela Dauber + Samuel Rachl, DIE INTERPRETEN
1989 (Ausstellungsraum Atelierhaus Klenzestrasse): Paul Wühr (Italien),
Vlado Kristl (Hamburg), Rudi Zapf + Bärbel Schmid, Marc Parisotto, Limpe
Fuchs, Richard Krische (Graz), Gert + Ruth Gschwendtner, GUGLHUPFA,
Wilfried Passow, Peter Brötzmann (Wuppertal), Paul Haywood (GB), Achim
Wollscheid (Frankfurt), Chris Newman + Manos Tsangaris (Köln), Abbie
Conant, Holger Dreissig, Embryo, Andreas Neumeister, Toine Hovers
(Antwerpen), Maria Volk, Martina Werner (Worpswede), Biermösl Blosn,
Sabine Geffen (San Francisco), Die "Haennings", Annlies Klophaus, pathos
transport, David Hudson, Jakob de Chirico + Paul Renner + Angelika
Thomas + Guglielmo Pinna, Otto und Bernelli (Italien), Sissy Perlinger,
ZÜNDFUNK, Joern Schlund (Münster)
1990 (proT-ZEIT): Heiner Hank, El Klewan, Wittwulf Malik, Franz Pröbster
Kunzel, Gerlinde Eger, Martina Bieräugel, Zoro Babel, Valeri Scherstjanoi,
Werner Gruber, Brüt & Co (Frankreich), Marta Binetti, Gunther Klatt, Carola
Heine, Martin Schütz (Schweiz), Veronika von Quast, Susanne Klippel, Rolf
Staeck, Siegfried Kaden, Elke-Meta Müller, Yogo Pausch, Ulrich Bassenge,
Ulrike Kaiser, Uli Messerschmidt, Manfred Killer, Joe Sachse, Michael Lentz
+ Thomas Ventzke, Thomas Lehnerer, Gisela Rüger, COI, Uwe Neuhaus, Rabe Perplexum
1991 (proT-ZEIT): Billie Zöckler, Abbie Conant, Claus Biegert + John Otanto-Semmler,
Phil Minton (London) + Alexander Frangenheim (Stuttgart), Paul
Lovens (Aachen), Günther Beelitz, Gudrun Kenschner (Hamburg), Faltsch
Wagoni, Café Größenwahn, Gunnar Petersen, Wilhelm Koch (Oberpfalz),
Christoph Schwarz + Winny Matthias, Ellen Raab + Burkhard Kienzler,
Andreas Ammer mit dem Bayerischen Rundfunk, Werner Puntigam (Linz),
Rüdiger Karl (Frankfurt), Monika Manz, Ute Lecher + Hans Thurner
(Wasserburg), Nina Hoffmann, Imke Toksoez, Comedia Opera Instabile,
Siegfried Hummel, BR-Fernsehen Spielzeit, Dagmar Rhodius, Robert
Rutman’s Steel Cello Ensemble (Berlin), Marc Boukouya (Frankreich) +
Ignaz Schick (Marktl/Inn), Annette Spola, Anna Anders, Holger Dreissig +
Ann Gollwitzer + Matthias Hirth, Reiner Wiesemes, Nikolaus Gerhart
HELMUT SCHÖDEL, Der Standard, Wien, 19. / 20. Mai 1990, Kultur
Der wilde Mann des Münchner Theaters und seine einunddreißig Maiandachten
Alexeij Sagerers Prozessionstheater: in einer endlosen Experimenta
München - Der einzige Überlebende des Münchner Theater-Untergrunds ist Alexeij Sagerer.
Seit über zwei Jahrzehnten leitete der Niederbayer aus Deggendorf, der dort die selbe Schule
wie Herbert Achternbusch besuchte, das proT, was soviel heißt wie Prozessionstheater.
Aber während Achternbusch zum bayerischen Anti-Star aufstieg, blieb Sagerer ein Forscher,
ein Polemiker - der wilde Mann der Münchner Theaterszene.
Seine Tieger von Äschnapur-Abende, seine Küssenden Fernseher, seine widerborstige
Inszenierung von Kroetz' Wunschkonzert waren Höhepunkte eines anderen Theaters. Im proT,
dem man, zur Schande der Münchner Kulturpolitik, seit Jahren keinen festen Spielort mehr
gewährt, findet eine endlose Experimenta statt.
Gottseidank ist Sagerer unbeirrbar. Seit vier Jahren veranstaltet er sogar seine eigenen
Mai-Festspiele: Oh, oh, Maiandacht, 31 Abende mit 31 special guests. Die Aufgabe der Gäste
ist es , Sagerers Andacht zu stören: ein sehr unmittelbarer künstlerischer Wettstreit, der
in diesem Jahr in der Münchner Manege stattfindet. Das Chaos ist als Erlebnis nie auszuschließen.
In der Mitte des Raumes hängen acht Holzstempen ab Drahtseilen von der Decke, ein
heidnischer Ring, umgeben von vier Spielpodesten, Theateraltären für Sagerers
Prozessionstheater-Künstler. Auf seiner Empore erscheint mit Musikinstrumenten an
einem Kerzentisch Cornelie Müller als Organistin. Gegenüber nimmt auf einem Podest unter
einer blauen Plastik-Sonne ein Stammtischler Platz /Franz Lenninger). Hilfsschwester Susanne
Wehde sitzt am Schaltpult für Licht und Ton, und Sagerer selber, mit blonder Christkindl-Perücke,
beginnt mit Hand und Mund zwei Mikrophone zu bearbeiten: "unmittelbare Musik", sagt er.
Er beichtet uns eine "Erleuchtung" und simuliert einen Theaterabend.
Schwarze Schatten der blauen Sonne
Und das geht etwa so: Sagerer plärrt ins Mikrophon: "Erste Szene: Wald!". In der Manege
leuchtet es grün. "Zweite Szene: 2000 Jahre vorher. Dritte Szene: Wasser." Das ist das
Stichwort für den Biertrinker, der jetzt einen Eimer holt. Wasser klatscht gegen die
blaue Sonne (oder aufs Publikum). Die "schwarzen Schatten der blauen Sonne" beschwört
schon bald die Organistin.
Sagerer bringt die Stempen zum Schwingen, zerstört ein christliches Ritual, das Ekstase
und Gewalt freisetzt, und bekämpft seine Gäste (Schauspieler, Musiker, Maler,
Videokünstler und Schriftsteller). Am Ende schließlich steht im heidnischen Ring
eine kleine Madonna.
Man könnte Sagerers Mai-Festspiele auch als radikale Antwort auf Achternbuschs
(in Österreich verbotenen) Christus-Film Das Gespenst verstehen. Oh, oh Sagerer,
deine Maiandachten sind noch besser.
Das DokuMaterial Mein Trost ist fürchterlich - Dankesrede ist der zweite Teil (Synchronisator: Die Ems)
des Theaterprojekts "Mein Trost ist fürchterlich - Nibelungen & Deutschland Projekt (II-3)"
von Alexeij Sagerer. Das DokuMaterial ist eine ungeschnittene und unbearbeitete Videoaufzeichung
(Kamera: Werner Prökel. Ton: Kamera-Mikrofon) einer Aufführung
vom Mai / Juni 1993 in der proT-ZEIT, München, Steinseestrasse 2.
Mit Matthias Hirth, Zoro Babel und Alexeij Sagerer. Text: Alexeij Sagerer. Sprecher: Matthias Hirth.
tz vom 15. 5. 1993
BÜHNENDONNER
Der Nibelung schlägt wieder zu: Alexeij Sagerer schreitet weiter auf seinem Schicksalsweg durch
den Deutschen Nationalmythos. Doch sein viertes Stück zum Thema ist eine Theaterorgie ohnegleichen,
ein Bühnendonner, dessen enorme Kraft und (Laut-)Stärke jeden Einwand durch Kunst zermalmt.
Ein Triumvirat von Performance-Fürsten packt eine Stunde lang das Publikum am Kragen, setzt
sich furios über eingefahrene Theaterrituale hinweg. Auf zwei Bühnen gleichzeitig wird deutsche
Geschichte abgehandelt - eine Geschichte aus Gewalt, Untergang, Zerstörung. (...) Reinhard J. Brembeck
mit "Mein Trost ist fürchterlich"
Alexeij Sagerer und das proT - BR 16.01.1995
"SPIELZEIT - Das Theatertagebuch des Bayerischen Fernsehens" (8:49 Min)
von Wilfried Passow und Amadou Seitz.
Interview mit Alexeij Sagerer und Ausschnitte aus
"Göttin, Ärztin, Braut und Ziege", Nibelungen & Deutschland Projekt (II-1), 1992, proT-ZEIT;
"Mein Trost ist fürchterlich", Nibelungen & Deutschland Projekt (II-3), 1993, proT-ZEIT;
"Siegfrieds Tod", Nibelungen & Deutschland Projekt (III-2), 1993, Muffathalle München;
"oh, oh Maiandacht...", 1987-1991, verschiedene Orte.
SZ vom 14. 05. 1993
MYTHENSUMPF
(...) Nach "Trommeln in Strömen" und "Göttin, Ärztin, Braut und Ziege" droht Sagerer...
"Mein Trost ist fürchterlich". Und wieder ist das, was er zusammen mit Zoro Babel und Matthias Hirth
vorführt, so verstörend und packend, daß einem der Atem stockt. Nur scheinbar schlüpfen sie in die
Rollen von Gunther, Hagen und Siegfried. In Wahrheit mimen sie dumpfe Helden in einer Zeit, die keine
Helden mehr nötig hat - was für ein lächerlicher Anachronismus. Und was für bildwütige, den
(groß)deutschen Zeitgeist entlarvende Szenen: Theater zwischen Attwenger und Artaud, Walhall und Waterloo.
(...) Sven Siedenberg
Künstler Hakenkreuz Applaus
13. Mai 1993, proT-ZEIT, München, Steinseestr. 2 (YouTube 7:39 Minuten)
Künstler Hakenkreuz Applaus ist der sechste Teil aus "Mein Trost ist fürchterlich"
(Die Oder), Nibelungen & Deutschland Projekt (II-3), Premiere am 12. Mai 1993, proT-ZEIT, München, Steinseestr. 2,
von Alexeij Sagerer mit Matthias Hirth und Zoro Babel, (Kamera: Werner Prökel).
MÜNCHNER MERKUR vom 14.5.1993
TROST
Ein Bad in neo-surrealen Bildern, eine kräftige, wohltuende Massage für leicht angekalkte
Sinneswahrnehmungen. Ein herrlich "unmittelbares" Fest, bei dem man, glückverloren,
fast vergißt, daß es Theater sein soll...
Im tosenden Walkürenritt geht's mitten hinein in die deutsche (zweigeteilte?) Landschaft.
In der Mitte vom proT ein hölzerner Brückenübergang, über den von Ost nach West (?) drei
riesige Braunbären tappen - immer dem Bienensummen nach. Hier auch die Videoschirme, über
die chemiebunt Rhein, Trave, Elbe, Ems, etcetera fließen. Und: wotanisch blond gewellt
Matthias Hirth, als grandioser Dankesrede-Schwätzer.
(...) Die brausenden Klangströme potenzieren sich, dringen durchs proT-Gestühl in den
eigenen Kreislauf. Der ganze Saal schwingt, bebt und brüllt. Dann black-out, Stille und
Brünhildes einsame Klage. Ein Ganzkörper-Erlebnis mit Sauna Effekt. Danach völlige Freiheit
- auch im Kopf. Malve Gradinger
Das DokuMaterial Mein Trost ist fürchterlich - Premiere ist die ungeschnittene und unbearbeitete
Videoaufzeichung (Kamera: Werner Prökel. Ton: Kamera-Mikrofon) der Aufführung des Theaterprojekts
"Mein Trost ist fürchterlich - Nibelungen & Deutschland Projekt (II-3)"
von Alexeij Sagerer am 12. Mai 1993 in der proT-ZEIT, München, Steinseestrasse 2.
Mit Matthias Hirth, Zoro Babel und Alexeij Sagerer.
Team: Maria Sánchez, Michaela Kraus, Hans Clemen, Ulf Hahn, Christine Landinger.
Videotechnik: Christoph Wirsing.
Raum: Reiner Wiesemes, Alexeij Sagerer.
AZ vom 14. 5. 1993
SCHERBENHAUFEN DEUTSCHLAND
Ohrenbetäubend, brachial, gewalttätig donnert "Mein Trost ist fürchterlich" durchs proT-ZEIT.
Nach der formal-analytischen Brillanz der letzten proT-Produktionen greift Alexeij Sagerer im
dritten Teil seines Nibelungen und Deutschlandtheaters wieder mehr zu den unmittelbaren Ausdrucksformen
- jedoch blendend strukturiert und mit grausamer Ironie unter die Haut gehend. (...) die Videos sieben
deutscher Ströme geben die strenge Zeitstruktur der Szenen vor. Stimmliche Gewaltakte und das scharfe,
ohrenzerfetzende Blech des Schlagzeugs (Zoro Babel) kontrastieren mit der Suggestion von Wagners
Walkürenritt, dem Waldweben, dem krachend und prasselnd verfremdeten Feuerzauber. Alexeij Sagerer
spielt kalkuliert mit der emotionalen Verführbarkeit: Hier dumpfes, violentes Mitläufertum, dort
aasiges Herrenmenschentum - und in der Mitte ist die Welt mit Brettern vernagelt (Raum: Rainer
Wiesemes und Sagerer). Dort wird am Schluß das Bettzeug rausgehängt. Ein fürchterlicher Trost, fürwahr. Gabriella Lorenz
NIBELUNGEN & DEUTSCHLAND PROJEKT
Theaterproduktion in 11 Teilen (12.02.1992 31.12.1998)
Theaterfilme, Theater-Dokumentationen und sonstiges Doku-Material (Übersicht)
Was sind TheaterDoku und Theaterfilm ?
Unter TheaterDoku bzw. Theaterfilm verstehen wir, dass das Filmmaterial aus den theatralen Abläufen, eventuell auch mit mehreren Kameras
oder bei unterschiedlichen Aufführungen aufgenommen wird. Dieses Material wird anschliessend bearbeitet: geschnitten, Rahmen gesetzt,
gemischt, Titel gesetzt und so weiter. In gewisser Weise wird eine eigene filmische Ebene ins Spiel gebracht. Dabei können auch
Materialien benutzt werden, die in die theatrale Aufführung eingespielt werden oder die diese steuern (Synchronisatoren).
Ein intensives Beispiel hierfür ist der Theaterfilm Siegfrieds Tod von 1994.
Der Theaterfilm Siegfrieds Tod ist eine Arbeit aus der Aufzeichnung von
Siegfrieds Tod - Nibelungen & Deutschland Projekt Horizontale III-2 am 27. Oktober 1993 in der Muffathalle in München.
Gedreht wird mit 2 Kameras im Publikum. Dem Schnitt steht ausserdem der eingespielte Video-Synchronisator "Sieben Deutsche Städte"
zur Verfügung. Der Theaterfilm ist digital bearbeitet und mit Titeln.
Performerinnen: Silvia Ziranek, London. Hanna Frenzel, Berlin. Siglinde Kallnbach, Kassel. Regina Frank, Berlin.
Jana Haimsohn, New York. Nina Hoffmann, Berlin. Natalia Pschenitschnikowa, Moskau.
Kamera: Christoph Wirsing, u.a.. Ein Film von Alexeij Sagerer.
Vom live-film zum Unmittelbaren Film
live-film (ab 1997) und Unmittelbarer Film (seit 2006) beenden die Auseinandersetzung mit Theaterdokus.
Bei diesen Produktionen entsteht mit dem Theater gleichzeitig ein eigenständiger Film, keine Theaterdoku.
Die Entwicklung des "live-films" führt 2006 zum ersten "Unmittelbaren Film" mit den Produktionen
Reine Pornografie (2006), Reines Trinken - Gottsuche (2008), Voressen (2009/2010),
AllerweltsMahl (2011), Weisses Fleisch (2012) und Liebe mich! Wiederhole mich! (2016),
die rücksichtslos als Film gedacht sind.
Der Unmittelbare Film Liebe mich! Wiederhole mich! entsteht mit dem Film- und Theaterprojekt Liebe mich! Wiederhole mich! am
24. Februar 2016 im proT auf "Die Säulenhalle", München.
Mann: Johannes Oppenauer. Frau in Weiss mit Schleier: Judith Gorgass.
Frau in Weiss und Rot: Stephanie Felber. Frau in Weiss Kameraperformance: Anja Uhlig.
Live-Bildschnitt: Christoph Wirsing.
Kamera: Ludger Lamers, Anja Uhlig, Alexeij Sagerer. Film-/Raumton-Regie: Philipp Kolb.
Ein Film von Alexeij Sagerer.
Der Unmittelbare Film Weisses Fleisch entsteht mit dem Film- und Theaterprojekt Weisses Fleisch
am 25. Februar 2012 in der Muffathalle in München. Männer auf roter Bühne: Richard Hoch, Michael Varga. Frau im verborgenen schwarzen Raum: Juliet Willi.
live-Bildschnitt: Patrick Gruban. Externe Filmkameras: Ilona Herbert, Anja Uhlig. Kamerabild verborgener Raum: Alexeij Sagerer.
live-Filmton-Regie: Andreas Koll. Tontechnik: Oliver Künzner. Ein Film von Alexeij Sagerer.
Der Unmittelbare Film AllerweltsMahl entsteht mit dem Film- und Theaterprojekt AllerweltsMahl
in München vom 26. Februar 2011, 20:00 Uhr bis 27. Februar 2011, 04:00 Uhr
im Neuland CC (Sendlinger-Tor-Platz 7), im Nektar Munich (Haidhausen), im Anti (Glockenbachviertel),
im Alten Simpel (Schwabing), in der Fischer Stub'n (Lindwurmstrasse), in einem verborgenen roten Raum,
in einem verborgenen grünen Raum und im Auto auf der Fahrt zwischen den verschiedenen Orten.
Frauen in Weiss, Männer im Lendenschurz: Juliet Willi, Johannes Oppenauer. Elna Lindgens, Richard Hoch.
Judith Gorgass, Michael Varga. Alexandra Hartmann, Viktor Rencelj.
Kameras: Patrick Gruban, Anja Uhlig, Matthias v. Tesmar.
live-Bildschnitt: Christoph Wirsing. live-Filmton-Regie: Andreas Koll. Tontechnik: Oliver Künzner.
Internet: Walter Ecker, Patrick Gruban. Ein Film von Alexeij Sagerer.
Der Unmittelbare Film Voressen 2 entsteht mit dem Film- und Theaterprojekt Voressen 2
am 12. Juni 2010 von 18:28:00 Uhr bis 19:51:30 Uhr beim Tanz- und Theaterfestival RODEO MÜNCHEN 2010 im Muffatwerk.
Frauen in Weiss: Juliet Willi, Elna Lindgens, Judith Gorgass.
Männer im Lendenschurz: Johannes Oppenauer, Richard Hoch, Michael Varga.
Mann und Frau, Verborgener Raum: Sven Schöcker und Alexandra Hartmann. Essen für Voressen: Vierzig Männer und Frauen.
BühnenKameras: Ilona Herbert, Anja Uhlig, Patrick Gruban. Kamera Verborgener Raum: Alex Endl.
live-Bildschnitt: Christoph Wirsing. live-Filmton-Regie: Oliver Künzner. Tontechnik: Paolo Mariangeli.
Ein Film von Alexeij Sagerer.
Der 8-stündige Unmittelbare Film Reines Trinken - Gottsuche entsteht vom 21. Juni 2008, 21:00 Uhr bis zum 22. Juni 2008, 05:00 Uhr
mit dem Film- und Theaterprojekt Reines Trinken - Gottsuche in einem aufgelassenen Rangierbahnhofgelände und in den
Räumen von "NEULAND - kunst musik bar" in München, in Oppe's Bistro in Floß/Oberpfalz und im Internet.
Trinker und Bedienung Maria: Team Floß, u.a mit Johannes Oppenauer, Richard Hoch und Michael Varga. Frau in sanft
herabfliessendem Wasser: Juliet Willi. Musiker: Sebastiano Tramontana. Stewardessen: Kerstin Becke, Sophie Engert, Vanessa Jeker, Kordula Kink, Elna Lindgens, Berit Menze, Anja Wiener.
Captain: Alexeij Sagerer. Entwicklung des Geländes in München mit Kay Winkler. Realisierung mit Philipp Kolb.
live-Bildschnitt: Christoph Wirsing. live-Filmton-Regie: Andreas Koll. Kamera: Matthias Endriß, Roger Hoidn.
Internet: Walter Ecker, Patrick Gruban. Ein Film von Alexeij Sagerer.
proT auf Vimeo - Ausleihen! Sponsoring! 28 Dollar!
Der Unmittelbare Film Reine Pornografie (2. Film) entsteht als zweiter von vier Filmen mit dem
Film- und Theaterprojekt Reine Pornografie in den Räumen von "NEULAND - kunst musik bar" mit der Installation
"die kathedrale des erotischen elends 2006" von Kay Winkler in München, an diskreten Orten im Osten und im Internet.
Captain: Alexeij Sagerer. Musiker: Sebastiano Tramontana. Zeitpflegerin (Sprecherin): Tina Bühner.
Team Ost 1 und 2. live-Bildschnitt: Christoph Wirsing. live-Filmton-Regie: Andreas Koll. Tontechnik: Oli Künzner.
Internet: Walter Ecker. Kamerabild Ost 1: Team Ost 1. Fest installierter Kamerablick Ost 2: Alexeij Sagerer.
Ein Film von Alexeij Sagerer.
Alles was wir hier machen, ist die Entwicklung der proT-homepage als eigenständiges Projekt
und die Vorbereitung der neuen proT-Produktion.
"Wohin mit der Kultur ...."
neu auf Youtube!
Referat am VierVideoTurm
DokuMaterial - gedreht mit Video8 - 00:13:55 Std. - Gasteig Black Box am 07.06.1989
Das Unmittelbare ist so notwendig wie das Wasser und es ist noch flüssiger als Wasser, geradezu über-flüssig.
Das Unmittelbare steckt in allem, auch wenn es nicht mehr in seiner Über-Flüssigkeit erkannt wird - auch
hier ist es dem Wasser ähnlich. Kurz gesagt: das Unmittelbare Theater ist notwendig, da es überflüssig ist.
Das DokuMaterial Referat am VierVideoTurm ist der vierte und fünfte Teil eines
"Konzertes am VierVideoTurm" mit dem Titel Referat am VierVideoTurm
innerhalb der Rede-Reihe "Wohin mit der Kultur in München?", Folge 6 am 07. Juni 1989 in
der Black Box, Gasteig, München, veranstaltet vom BECK FORUM.
Synchronisator: Sieben gemalte Filme. Das DokuMaterial ist mit einer Video8 Kamera aus dem
Zuschauerraum gedreht und ungeschnitten. Mit Alexeij Sagerer.
Kamera Dokumaterial: Werner Prökel. proT, 1989.
Es sind immer schwere Zeiten für das Unmittelbare Theater.
.... als die Stadt noch in der Lage war, den Unterschied zwischen Institution und Unmittelbarem Theater,
dem Aussen zu denken ....
Die TheaterDoku Jürgen Kolbe - Halle-luja ist der vierte Teil des
"Vereinskonzert am VierVideoTurm" von Alexeij Sagerer in der Veranstaltungsreihe "proT für
die Welt" unter dem Titel "Das letzte alte Bier" im Brum's, Dreimühlenstraße 30, München
mit dem ehemaligen Kulturreferenten Jürgen Kolbe.
Das "Vereinskonzert am VierVideoTurm" gehört zu den Konzerten am VierVideoTurm.
Jedes Konzert am VierVideoTurm dauert sieben mal sieben Minuten und wird synchronisiert durch sieben gemalte Filme.
Kamera: Christoph Wirsing. proT 1990.
Das Theater des Aussen kann nicht durch Theatervereine begriffen werden und schon gar nicht durch die
ewiggestrigen Angeber, die behaupten "Gebt mir 10 oder 100 Millionen und ich mache euch das Theater der Zukunft".
Wer meint, heute schon das Theater von morgen zu kennen, macht lediglich das Theater von gestern.
Kommentar Gast
Das Virus ist aber keiner
Antwort proT
Was will uns der Künstler sagen? Kann der Künstler Mensch und Virus nicht auseinanderhalten?
Ein Vorschlag: Der Mensch und der Virus sind beides Kompositionen, Einmaligkeiten, die ungefragt daherkommen und
aus derselben Lebendigkeit stammen. Der Virus ist kein Ausserirdischer, kein Feind und er stammt auch nicht vom Bösen,
aber er kommt vielleicht ungelegen. Ungelegen für ein Denken, das in Endlösungen denkt und alles zu kontrollieren scheint
und dabei immer wieder von unbekannten Kompositionen gestört wird. Also von Kompositionen, die nicht mit dem Spruch:
"alles schon dagewesen", erfasst werden können. Und da ist es schon wichtig, die Kompositionen auseinanderzuhalten.
Kann der Kritiker Institution und Aussen auseinanderhalten? Oder verwechselt er die Wiederholung im Unkontrollierbaren mit
der Wiederholung im Angelernten? Kontrolliert die Institution "Münchner Kammerspiele" nicht nur sich selbst, sondern auch
die Institution "Freie Szene München"?
Aber alles ist Komposition und einmalig, auch wenn die Einmaligkeit manchmal da liegt, wo sie nicht gesucht und gefunden
wird. Jeder darf natürlich den Satz: "Der Virus ist auch nur ein Mensch" lesen wie er will, verstehen wie er will und
benützen wie er will. Und jeder Mensch, der auf den Virus trifft, wird mit ihm eine eigene, einmalige Beziehung haben
und umgekehrt.
Die Freiheit der Kunst
Warum kann Alexeij Sagerer sich sich selbst immernoch leisten
Kommentar von Alexeij Sagerer zu Nachtkritik.de "Ein armes Leben im reichen", Sabine Leucht (20.03.2018)
Sabine Leucht, Nachtkritik.de, 20.03.2018
"(...) Vernetzung versus Münchner Mentalitäten
Als sich Anfang 2017 das Netzwerk Freie Szene München gründete, war es im Vergleich zu anderen Städten spät dran.
Noch mehr verwundert, dass es überhaupt zu einer gemeinsamen Interessenvertretung gekommen ist. Denn die Tanz- und
Theatermacher dieser Stadt lassen sich schon aus Prinzip ungern über einen Kamm scheren. "Freie Szene?", schnaubte
vor Jahren Alexeij Sagerer, "Das erinnert an kleine Fische, die sich zusammentun, um wie ein großer Fisch zu wirken."
Sagerer, der bereits in den Siebzigern neben Rainer Werner Fassbinder und George Froschers FTM nicht nur Münchner
Theatergeschichte schrieb, reicht seit 2016 Projektanträge auf null Euro Förderung ein, weil er die Achtung vor dem
ergebnisoffenen Arbeiten von Seiten der zunehmend kontroll- und projektfixierten Kulturpolitik vermisst.
Da hat er zwar Recht; doch nur, wer mehr als 40 Jahre kontinuierlich von der Stadt gefördert wurde, kann sich das
leisten. Die meisten, die unter dem Dach des Netzwerks für mehr Probenräume, mehr Geld, für Bürokratieabbau und
mehr Verständnis für die Prozesshaftigkeit künstlerischen Arbeitens streiten, wagen davon nicht mal zu träumen.
Auch deshalb fordert das Netzwerk selbstbewusst eine Vervierfachung der Fördermittel auf zehn Millionen Euro.
Wenn man sieht, dass viel weniger reiche Kommunen wie Dresden und Augsburg erst kürzlich die ihren verdoppelt haben,
mutet das gar nicht mal so utopisch an. Zumal das Geld sich in München auf mindestens acht feste freie Häuser,
sechs Infrastrukturmaßnahmen und drei Jurys verteilen würde, die über die Vergabe von Projektfördergeldern im
Bereich (Musik-)Theater/Performance, Tanz und Kindertheater entscheiden. (...)"
Alexeij Sagerer, Kommentar auf Nachtkritik.de, 23.03.2018
Warum kann Alexeij Sagerer sich sich selbst immernoch leisten...
Nein, liebe Sabine, das kann ich mir nicht leisten, weil ich 40 Jahre kontinuierlich von der Stadt gefördert wurde.
Wenn es danach geht, kann ich mir jetzt Hartz IV leisten. Wer ist denn dieser Meinung oder wie kommst du zu dieser
Meinung, dass man sich "das" nur nach 40 Jahren kontinuierlicher Förderung leisten kann? Da hättest du vielleicht
einpaar Zahlen vergleichen sollen.
Es wurde auch nicht ergebnisoffen gefördert, sondern am permanent entstehenden Ergebnis entlang gefördert. Es wurde
auch nicht einfach kontinuierlich gefördert, sondern eher an diesem permanent entstehenden Ergebnis entlang gekämpft.
Und es wurde nicht einfach anonym gefördert, sondern es gab künstlerische Ereignisse und zwar andere als man bisher
kannte und man wollte sie haben in dieser Stadt und für diese Stadt.
Offensichtlich braucht die Stadt das Andere nicht mehr, weil es das jetzt kennt, und in ihren eigenen Einrichtungen
selbst herstellen kann oder durch ihre Einrichtungen kontrollieren will. So bist du jetzt in die Werbung für eine
weitere städtische Einrichtung, wie ein Produktionshaus oder was auch immer, als Endlösung für alle unkontrollierten
künstlerischen Prozesse, eingestiegen. Das ist nichts Unrühmliches, man sollte aber nicht das eine Andere mit dem
anderen Anderen verwechseln und schon gar nicht falsch darstellen.
Womit ich wieder zum Anfang meines kleinen Textes komme. Warum kann Alexeij Sagerer sich sich selbst immer noch leisten
(und dabei lacht er auch noch), wenn nicht wegen der "40 Jahre kontinuierlicher Förderung durch die Stadt"? Weil er
dann doch lieber verreckt als im Falschen, vielleicht, zu überleben! Aber er ist doch immer noch da. Also zum
Abschluss noch ein Quiz! Warum verreckt Alexeij Sagerer nicht?
Er bekommt doch Hartz IV.
Er ist ein begnadeter Roulettespieler.
Er hat Glück bei den Frauen.
Der Verein zur Förderung von Unmittelbarem Theater wird total unterschätzt.
Er benützt das Verrecken als Produktionsmittel.
Er hat Fähigkeiten von denen er dir garnichts erzählt hat.
Er dreht sich einfach nicht um.
Von der Möglichkeit, ausserhalb des Systems zu stehen.
Ein Interview mit Alexeij Sagerer geführt von Anke Bitter (28.05.2017)
Ja, genau so hab ich mir das gedacht.
München 19.12.2017 ... doch noch eine Antwort von Alexeij Sagerer auf die Email vom 18.10.2017 aus dem Bereich "Darstellende Kunst" des Kulturreferats München und besonders auf den ersten Abschnitt.
Text der Email, 1. Abschnitt:
von DarstellendeKunst@muenchen.de
"1. Laufende Gesprächsrunden des Kulturreferates mit dem Vorstand des Netzwerks Freie Szene
Seit September finden Gesprächsrunden zwischen dem Netzwerk Freie Szene e.V. und dem Kulturreferat statt, die sich monatlich an dem im April vorgelegten Positionspapier des Netzwerkes orientieren.
Anlässlich dieser neuen Entwicklung stellt sich auch die Frage, ob das Netzwerk einen klaren Auftrag aus der Szene als seine Interessenvertretung hat. Dann könnten diese Gespräche zukünftig gegebenenfalls
auch die Come Together-Veranstaltungen des Kulturreferats, zu welchem das Kulturreferat die Freie Tanz- und Theaterszene etwa zweimal jährlich über seinen Mailverteiler einlädt, ersetzen. Wir bitten Sie hierbei um Ihre Einschätzung und Rückmeldung."
Antwort von Alexeij Sagerer:
Ja, genauso habe ich mir das gedacht. Informiert, das heisst wahrgenommen, wird auf Dauer nur, wer in den Verein eintritt. Das Aussen, das Ausserhalb der Institutionen, dort wo die
künstlerische Bewegung, das heisst dort wo die nicht berechenbare oder noch schlimmer, die unberechenbare Bewegung stattfindet, wird durch den Begriff "Freie Szene" eingefangen, dann in einem Verein
gefasst, quasi zur Institution erklärt, und wer da nicht mitspielt, wird nicht mehr wahrgenommen von der Kulturbehörde. Der ganze Begriff Theater wird durch immer weitere Institutionen
kontrolliert; Geld spielt dabei keine Rolle. Geld spielt immer da eine grosse Rolle, bekommt was explosives, wenn es direkt an den Künstler geht. Durch weitere Institutionalisierung wird versucht,
das Andere, das Aussen unsichtbar zu machen. In der Realität heisst das auch, dass nur noch "Angelernte Künstler" Zugang zu öffentlichen Mitteln bekommen. Hier braucht man die Künstler
nicht einzusperren, hier werden sie unsichtbar gemacht. Während Pseudorevolutionäre mit vergoldeten Arschlöchern in den Institutionen sitzen und die von der momentanen Politik gewollten Parolen
wiederkäuen und flotte Sprüche reissen.
Wenn eine Gesellschaft beginnt, nach rechts zu rücken, bleibt als erstes die Freiheit der Kunst auf der Strecke, das ist so, da die Kunst keine Lobby hat, daher kann man sie ohne grossen Wirbel
verschwinden lassen. Aber die Freiheit der Kunst ist ein Grundrecht und bleibt nicht den, von den Behörden angelernten und geprüften Personen vorbehalten. Die Freiheit der Kunst ist ein Grundrecht,
das JEDER besitzt. Es ist schon klar, dass sich eine Mehrheit nicht um Kunst kümmert. Aber jeder weiss, dass sie da ist. Dass ein Ausserhalb da ist, dass es ein Unbekanntes gibt. Dass es lebendig ist
und nicht verwaltet. Dass das Leben nicht ein geschlossenes System ist, dem man nicht entkommen kann.
Egal wieviele weitere Institutionen und getarnte Institutionen und angeregte oder nicht angeregte Vereine gegründet werden, auch wenn sie das Wort "frei" im Titel führen, es wird nicht freier.
Und falls jemand fragen sollte:
Nein, wir haben auch für 2018 keinen Antrag auf Subventionen gestellt.
Nein, kein Verein kann die Interessen von Alexeij Sagerer oder proT vertreten, weder mit klarem noch mit unklarem Auftrag.
Gebt auf, bewerbt euch bei den Institutionen!
Ein Interview mit Alexeij Sagerer von Simone Lutz (01.12.2015)
Kannen-Pflicht
Für alle Behörden, öffentlichen Gebäude und Einrichtungen, auch für Hochschulen, Theater und Museen und vor allem
auch für die Gotteshäuser aller Glaubensrichtungen, also für Kirchen, Moscheen, Synagogen, Tempel und Dome gilt ab
sofort Kannen-Pflicht. Natürlich weltweit und nicht nur in Bayern.
Endlich Religionsfreiheit!
Alles Biographie
50 Jahre proT
Die Vier Tage des Unmittelbaren Theaters, 27.-30. Nov. 2019, Muffatwerk München Die Kunst des Alexeij Sagerer - Film - Diskussion - Theater - eine Veranstaltung des Kulturreferats der LH München
"Alexeij Sagerer - Künstlerische Biografie"
von Ralph Hammerthaler, Verlag Theater der Zeit Berlin, 2016
Theater ungleich. Alexeij Sagerer und das Münchner Theater proT.
Miriam Drewes: Vortrag am 3. Nov. 2001 anlässlich des 4. Symposiums zur Münchner Theatergeschichte "Der Autorwille. Wieviel Biografie steckt in der Kulturforschung?".
Kompaktbiographie
Alexeij Sagerer, proT
Kurzbiographie
Alexeij Sagerer, proT
auf proT
Alexeij Sagerer und das proT - BR 1995
16. Januar 1995 (8:49 Minuten)
"SPIELZEIT - Das Theatertagebuch des Bayerischen Fernsehens" von Wilfried Passow und Amadou Seitz.
auf proT
Das Münchner Theater proT
- Goethe-Institut 1993
Deutsches Theater der Gegenwart: Freies Theater, Goethe-Institut München (11:34 Min.)
"Alexeij Sagerer und sein proT, ein bayerischer Performer von Gottes Gnaden, archaisch, urwüchsig und progressiv zugleich."
Buch & Regie: Ulrike Kahle; Kamera: Lothar Wolte; Ton: Udo Radek; Schnitt und Mischung: Matthias Behrens;
Herausgeber der Reihe: Michael Merschmeier, Henning Rischbieter; im Auftrag des Theaterreferats, Ute Kirchhelle,
Roland Schaffner.
SEITEN - ABSPANN
Lust auf proT - proTshortcuts auf YouTube
proT-shortcuts auf YouTube sind intensive Film-Ausschnitte von oder mit proT:
Theaterdokumentationen, live-film, Unmittelbarer Film ... oder kurze proT-Filme wie Film-Comics,
Vorfilme, Werbefilme ...
proT auf YouTube: proTshortcuts
Inzwischen über 170.000 Views angeführt von den 4 FAVORITES mit je über 10.000 Aufrufen:
Tanz in die Lederhose: 25.799 Views, Vorfilm für Voressen: 17.392 Views,
Frau in Rot: 13.852 Views und Ottfried Fischer hustet Alexeij Sagerer: 10.165 Views.
(Stand 14.05.2024) und siehe auch Rote Wärmflasche tanzt auf Platz 5 mit überraschenden
8165 Aufrufen, Maiandacht mit 7742 Views, Erste Bierrede zur Kunst mit 5263 Views ...