Programm Weiss (1)
 
Programm Weiss Teil 2

 

Programm Weiss


Der Anfänger und die endlose Bewegung selbst.
 
live-stream Am 17. Dezember 2005 beginnt das Ende der Kompositionsebene Tarzan und Jane - birth of nature. Dies geschieht an einem verborgenen Ort mit der Produktion Die Geburtshütte. Der Plan. Die Geburtshütte. Der Plan., die "Reine Handlung" ist. Der Mann/Tarzan, ursprünglich in die Pläne des Establishments verquickt, öffnet dort zum erstenmal das Glas mit den, seit 28 Jahren in Öl eingelegten, schwarzen Riesenameisenköniginnen. Während der Mann/Tarzan in seiner Geburtshütte nach versteckten Plänen sucht, findet er die Bewegung selbst. Dabei begreift er, dass das Leben ungefragt daherkommt und distanziert sich vom Establishment. Er verlässt seine Geburtshütte und Programm Weiss beginnt.
 

 
Programm Weiss treibt die Abläufe in die Handlung selbst. Zu Kompositionen, die sich in einem Prozess selbst erkennen und verwirklichen. Zum Werden von Dunkelheit und Licht, Das OR-05 Das OR-05 (28. Januar 2006). Zu Abstand und Berührbarkeit, Reine Pornografie Reine Pornografie (Dezember 2006). Zu Rausch und Rauschen, Reines Trinken - Gottsuche Reines Trinken - Gottsuche (21.-22. Juni 2008). Zu Wandlung und Deformation, Voressen Voressen (12. Dezember 2009) und Weisses Fleisch Weisses Fleisch (25. Februar 2012). Zu Einmaligkeit und Wiederholung, AllerweltsMahl AllerweltsMahl (Februar 2016). Zu Sterben und Lebendigkeit, Liebe mich! Wiederhole mich! Liebe mich! Wiederhole mich! (Februar 2016).
 

 
Programm Weiss geht also zu den Handlungen selbst und findet ihre Kraft meist an den scheinbar banalsten Orten. Programm Weiss ist die Vision eines Theaters, das immer mehr Simultaneitäten schafft. Programm Weiss verbindet sich mit der Souveränität der Prozesse der Kunst und der Lebendigkeit (siehe dazu: Brynja Adam-Radmanic Signale aus dem Müll. Genfreie Abschnitte im Erbgut bestimmen die Unterschiede zwischen den Organismen, SZ vom 11.04. 2007, S. 18: "... Die entscheidenden Steuer-Elemente könnten nicht in, sondern zwischen den bekannten Genen liegen - in jenen genfreien Wüsten, die beim Menschen mehr als 90 Prozent des Erbguts ausmachen und denen lange Zeit jede Funktion abgesprochen wurde....").
 
Mit den drei Produktionen Die Geburtshütte. Der Plan. Die Geburtshütte. Der Plan., Die Marienerscheinung des ersten Flügels Die Marienerscheinung ... und Das OR-05 Das OR-05 verlässt Programm Weiss nicht nur endgültig alle Räume, die durch Tarzan und Jane im Spiel sind sondern auch die Verbindungen von Der Mann zu Tarzan und Die Frau zu Jane.
 
Worum geht es bei Programm Weiss.
 

 
Also worum geht es in Die Geburtshütte. Der Plan. Die Geburtshütte. Der Plan.. Um den Anfang. Um den Anfang, der wie jeder Anfang mittendrin beginnt. Mittendrin beginnt der Anfang.
Und so ist das Leben. Alles andere ist Religion. Aber mittendrin beginnt der Anfang. Weil der Anfang nur Bewegung ist und den Plan abschüttelt. Der Anfang muss den Plan abschütteln, weil der Plan das Ende ist. Und die Bewegung ist das Theater selbst. Das Wunderbare der Bewegung. Und die Bewegung führt uns zu einer Bewegung. Und der Anfang führt uns zum Anfänger. Der Anfänger ist der Anfang. Und das Theater ist der Anfang (dieses Theater, nicht das andere Theater, das ist das Ende). Und der Anfänger platzt mitten hinein. Immer. Und er öffnet das Glas mit den schwarzen, seit 28 Jahren in Öl eingelegten, Riesenameisenköniginnen. Der einzig wahre Gott. Das alles. Schwarz und eingelegt und 28 und seit Jahren und in Öl und Riesenameisenköniginnen und das Glas und öffnen. Und jetzt fängt er an und wird zum Anfänger. Er. Tarzan. Der Mann.
 

 
Und worum geht es in Das OR-05 Das OR-05. Um hell und dunkel werden. Das Wunder des hell Werdens der Halle in unserem Fall der Muffathalle. Und wir haben alles getan, damit die Halle auf wunderbare Weise hell wird. Nur die Halle, sonst nichts. Damit die Halle licht wird wie ein Wald. Auch mit Salz ist ihr Boden bedeckt. Und während die Halle licht wird, fährt der Mann/Tarzan mit der Frau/Jane in die Nacht. In die Dunkelheit, um das Licht zu verstärken. Und das Licht verstärkt auf wunderbare Weise die Dunkelheit. Und das ist alles was geschieht. Das Licht fährt in die Halle und die Halle fährt ins Licht. Und das ist Theater.
 

 
Und worum geht es in Reine Pornografie Reine Pornografie. Um den Körper. Der Körper, der berührbar und unberührbar ist. Vor allem der nackte Körper ist berührbar und unberührbar. Der Körper, der öffentlich und gleichzeitig unberührbar ist. Wunderbarerweise. Der nackte Körper, der sich selbst berührt. Der ganze Körper. Man spürt den ganzen Körper. Und bei Reine Pornografie Reine Pornografie gibt es auch mehrere Körper. Nackte Körper, die sich berühren und die nur da sind, um sich zu berühren. Und sie berühren sich, obwohl sie bezahlt werden. Wunderbarerweise. Und es gibt Sexualität. Und es gibt Lichtkörper, Musikkörper, den Körper der Skulptur und bekleidete Körper. Aber vor allem gibt es die nackten Körper, die sich berühren die nichts anderes tun als sich zu berühren. Die öffentlich und dadurch der Körper des Theaters werden. Wunderbarerweise.
 

 
Und worum geht es in Reines Trinken - Gottsuche Reines Trinken - Gottsuche. Um Rausch und Rauschen. Um das Rauschen, das sanfte Rauschen des Wassers und die nackte Frau in diesem Rauschen und alles ist sehr zerbrechlich die Frau die einfach in diesem Rauschen steht und manchmal geht sie ein wenig nach hinten in diesem durchsichtigen Haus wackelig geht sie nach hinten und kommt wieder zurück und das Haus ist eigentlich nur eine dünne Haut und Bögen und es ist hell wenn sie beginnt in diesem warmen Rauschen zu stehen einfach nur darin zu stehen und alles ist so vergänglich das Haus das bald nur noch Fetzen sein wird durchsichtige Fähnchen an diesen Rund-Bögen in dieser provisorischen Landschaft mit Wind die in der Nacht verschwindet und doch dableibt und die Frau steht in diesem Rauschen und in diesem Haus das jetzt leuchtet in der Nacht und bewegt sich nur wenig und lautlos in diesem Leuchten bis es wieder hell wird und das Leuchten verschwindet und das Haus wieder zu einem Teil dieser Landschaft wird die eigentlich nur provisorisch ist und da steht die Frau immer noch in diesem warmen Rauschen des Wassers.
 

 
Während die Trinker in dieser Zeit des Rauschens öffentlich trinken. Sie sind öffentlich und robust und sie wissen, dass sie öffentlich sind und das Trinken wird zum Raum und der Raum wird zum Rausch. So wie er kommt. Wie er in die Körper und in die Welt kommt. Wie er Raum wird. Und sie trinken nur. Stumm. Und dann reden sie natürlich und lachen und tanzen. Und die Komposition Kneipe, die öffentlich ist, löst sich auf und wird erneut öffentlich und auch das Trinken, das nur Trinken ist, wird erneut öffentlich und das wissen die Trinker. Und so wird Theater. Und obwohl Gottsuche immer ironisch ist mit und ohne Trinken wird die Kneipe Kirche. Rausch Raum. Robuster Raum. Vertrauter Raum. Entrückung. Alles wird durchsichtig und ungreifbar. Kind werden. Öffentlich.
 

 
Und worum geht es bei Voressen Die Geburtshütte. Der Plan.. Um Deformation und Wandlung. Um Essen und Komposition. Und darum geht es. Und drei schwarze Stühle stehen auf drei roten Aufbauten. Podesten. Und drei nackte Männer sitzen auf diesen Stühlen. Im Lendenschurz. In Windeln. Und vor ihnen drei Tischchen. Ganz verschiedene. Mit abgeschnittenen Beinen. Und darauf Speisen in vielen Formen und Farben. Und vor allem auch Farben. Und dabei auch Getränke. Blaue und rote und gelbe. Und grüne Salate und Melonen und Gurken. Und die häufen sich auf den Tischchen und auch auf den Tellern. Und sie häufen sich mit gebratenen Hähnchen und Schweinshaxn und Broten und Torten. Und Äpfeln und Tomaten und mit anderem Essbaren und Trinkbaren.
 
Und drei Frauen. Weiss gekleidet. Ganz unterschiedlich. Kommen herein und zerschneiden und zerrupfen das Obst und das Gemüse und das Fleisch. Und dazwischen füttern sie die Männer. Mit Gabeln und Löffeln und Händen. Und manchmal verbinden sie ihnen die Augen. Und öffnen Flaschen und Gläser. Und zerreissen Schachteln und andere Verpackungen und wischen mit Servietten den Männern die Münder. Und drei schwarz gekleidete Kameraleute sind dabei. Auf den roten Aufbauten und filmen. Und das Licht geht und kommt wieder. Und die Kameraleute verändern ihre Position. Und die Frauen halten inne und dann zerkleinern sie wieder. Und schenken Bier ein und geben den Männern zu trinken und auch eine rote Suppe und grüne Limonade. Und die Männer sitzen da und kauen und schlürfen und schlucken. Und wandeln das Zerteilte und das Flüssige das Harte und das Weiche und das Fleischige und das Trockene in sich selbst. Und sie sind nackt und mit Windeln. Und verschieden und intensiv. Und das ist öffentlich. Und jeder weiss es. Und das ist Theater. Und das ist Komposition.
 

 
Und auf einem vierten roten Podest steht ein grüner Raum. In sich geschlossen. Darin. Eine Frau in weisser Unterwäsche. Ein Mann in einer Badewanne. Sein nackter Körper bedeckt mit Hostien. Und der Mann bewegt sich. Und die Frau nimmt mit ihren Lippen die Hostien vom nackten Körper des Mannes. Und isst die Hostien. Und die Hostien werden die Frau. Und die Hostien sind ein Leib und verschieden. Und auch die Hostien des Rückens sind verschieden. Und die Hostie der Nase und die Hostie des Schwanzes. Und auch als Oblaten sind sie verschieden. Und hinter dem Leib der Hostien erscheint der nackte Körper des Mannes. Und obwohl es in dem grünen Raum geschieht ist es öffentlich. Und alle wissen dass es öffentlich ist. Und ein Kameramann macht Bilder und eine Kamera schickt sie nach draussen. Zu den Bildern der anderen Kameras auf den roten Podesten. Und ein Film entsteht. Und auf einer Leinwand neben dem grünen Raum läuft der Film.
 
Und die Männer auf den roten Podesten werden gefüttert. Und die Frau im grünen Raum isst die Hostien vom Körper des Mannes. Und dann kommen viele Männer nackt mit Windeln herein und stehen neben den roten Podesten. Und viele Frauen in Weiss kommen herein und gehen zu den Männern. Und sie haben Eier dabei. Und zerbrechen die Schalen. Und schälen die Eier. Und füttern die Männer. Und alles ist eine Komposition. Und Verzehren und Deformation und das Wunder der Wandlung. Und jedes ist intensiv und verschieden. Die nackten Männer mit den Windeln die Frauen in Weiss und die Eier.
 

 
Und worum geht es bei AllerweltsMahl AllerweltsMahl. Um Einmaligkeit und Wiederholung. Vier Paare (Mann/Frau) begeben sich auf eine Reise durch die Nacht in München. Die Frau ist weiss gekleidet und der Mann ist nackt bis auf einen weissen Lendenschurz. Dabei durchquert jedes Paar vier Stationen in einem 2-Stunden-Turnus: einen verborgenen roten Raum, einen verborgenen grünen Raum, ein öffentliches Lokal und einen Theaterraum. Jedes der vier Paare startet an einer anderen der vier Stationen. Es sind immer alle vier Orte simultan besetzt.
 

 
Und worum geht es bei Weisses Fleisch Weisses Fleisch. Um Komposition. Um Komposition als Anfang und Ende. Um Körper. Wandlung und Deformation. Fleisch. Knochen. Bau. Komposition. Ein Pferdekörper fährt ins Licht. Ohne Fell. Weich. Gabelstapler. Töne. Geräusche. Der Körper hängt an den Vorderbeinen. An der Gabel. Offen. Der Kopf hängt über dem Hals. Mit Fell. Alles bewegt sich. Zwei Männer. Schwarz. Eine rote Struktur. Holz. Körper. Bühne. Darauf schwarz ein geschlossener Raum. Schmal. Hoch. Ein Mann auf der Bühne. Messer. Säge. Trennt Körperteile ab. Immer wieder. Deformation. Auflösung. Das Pferd fährt um die rote Bühne. Stationen. Wandlung. Die wachsende Präsenz der Geräusche. Sechs Körperteile liegen auf der roten Bühne. Der Kopf weiter am Gabelstapler. Beide Männer auf der Bühne. Die Körperteile werden gehängt. Permanente Komposition. Und jetzt Weiss. Grundfarbe der Repräsentation. Die Geräusche wiederholt. Verzerrt. Tosend. Die Körperteile werden in weisse Farbe getaucht. Der Kopf zuletzt. Neukomposition. Weisse Skulpturen hängen über Rot. Im Zentrum der schwarze Raum.
 

 
Und gleichzeitig im verborgenen Raum. Schwarz. Rote Farbe in roter Wanne. Davor die Frau. Nackt. Sie beginnt ihren Körper zu bekleben. Mit weissen Hostien. Und die weissen Hostien bedecken den Körper. Und werden erneut Körper. Und die Frau steigt in die Wanne mit roter Farbe. Langsam. Und der Körper bekleidet mit den weissen Hostien wird rot. Und die Hostien werden rot. Und die Frau legt sich in die rote Farbe und taucht darin unter. Und auch der Kopf taucht ein ins Rot. Deformation und Wandlung. Und alles wird ein Körper. Die weissen Repräsentationskörper und der nackte Körper der Frau und die rote Farbe. Komposition. Und die Frau steigt wieder aus der Wanne. Und sie ist eine nackte Skulptur. Feucht und rot glänzend. Und mit roten Fetzen von Hostien auf der Haut.
 

 
Und worum geht es bei Liebe mich! Wiederhole mich! Weisses Fleisch. Um die Nacktheit. Um das Sterben als fortschreitende Nacktheit und um die Nacktheit als Berührung. Wobei die Nacktheit des Mannes ihn von innen nach aussen berührt. Die Nacktheit und die Berührung als Komposition. Und der Mann berührt sich von innen während er stirbt. Und der Mann wird nackt von innen während er stirbt. Das Sterben berührt den Körper von innen und zwar überall. Es ist eine dauernde Bewegung. Milieuwechsel! Und der Mann weiss, dass er stirbt und dabei von innen heraus nackt wird und gleichzeitig Teil einer theatralen Komposition ist. Und er weiss um die nackten Körper der Frauen, die sich berühren und dadurch auch Teil dieser theatralen Komposition sind. Und der gestorbene Körper ist der nackteste Körper in dieser Komposition.
 

 
Und gegenüber die drei Frauen. Ihre Nacktheit berührt sie von aussen. Und es sind drei verschiedene Berührungen. Drei verschiedene Nacktheiten. Und ihre Nacktheiten stellen mit der Nacktheit des Mannes die theatrale Komposition her. Und es sind drei verschiedene Nacktheiten der Frauen. Die in den Raum gestellte Nacktheit der stehenden Frau. Die Nacktheit der Frau, die sich selbst berührt und nur bei sich selbst bleibt, während sie öffentlich ist. Und die betrachtende Nacktheit der Frau mit der Kamera, die nackt ist und gleichzeitig die Nacktheit sieht und ebenfalls öffentlich ist und gleichzeitig die theatrale Komposition herstellt. Und es geht um die Unvergleichlichkeit der Nacktheit.
 
 

Programm Weiss (2)


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Unmittelbarer Film


2006 - 2016 ...


 
Liebe mich
 
Unmittelbarer Film nimmt die Qualitäten des live-films auf, das heisst zum Beispiel, die Entstehungszeit des Films ist identisch mit der Länge des fertigen Films. Der Film ist der Film im Augenblick seines Entstehens. Unmittelbarer Film ist gegenüber live-film ein Intensitätssprung. Die theatrale Intensität ist unabhängig vom Film gedacht und gleichzeitig erscheinen Intensitäten über feste Kamerablicke in den theatralen Handlungen. Unmittelbarer Film entsteht in und aus einer Produktion, die gleichzeitig Film- und Theaterproduktion ist, aber Film und Theater kommen dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen. Sie beeinflussen einander. Sie brauchen aber einander nicht zu berücksichtigen. Ein wesentliches Element des Unmittelbaren Filmes ist der "feste", intensive Kamerablick, in dem sich eine ebenso intensive theatrale Bewegung, "in einem Stück" entfaltet. Der erste Unmittelbare Film entsteht mit "Das OR-05" (2006) und "Reine Pornografie" (2006). Es folgen "Reines Trinken - Gottsuche" (2008), "Voressen" (2009/10), "Weisses Fleisch" (2012) und "Liebe mich! Wiederhole mich!" (2016).
 
 
 
 
 
 
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